Die Corona-Warn-App des Bundes registriert nicht nur risikoreiche Begegnungen, sondern dient oft als digitaler Impfnachweis und Kontakt-Tagebuch. Aber gefährdet nun die Omikron-Welle die Kernfunktion der App?
Mit über 40 Millionen Downloads gehört die offizielle Corona-Warn-App des Bundes zu den erfolgreichsten digitalen Tools weltweit, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Knapp 1,3 Millionen Infizierte in Deutschland haben über die App vor risikoreichen Begegnungen gewarnt. Etwa mit rechtzeitigem Testen für Betroffene wird darauf abgezielt, eine weitere Virus-Ausbreitung zu unterbinden.
Doch trotz dieser Erfolgsgeschichte reißt die Kritik am Konzept und an der konkreten Umsetzung nicht ab. Im Sommer 2020 zur Einführung ging es noch um die Frage, warum die App so spät kommt und warum die Konzerne SAP und Deutsche Telekom Millionen für die Entwicklung und Betrieb kassieren dürfen. Inzwischen geht es aber vor allem um die Frage, ob die App ihren eigentlichen Zweck erfüllen kann, nämlich einen nennenswerten Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten.
Bereits vor gut einem Jahr rührten sich Zweifel an der Warnfunktion. Die Macher hatten im Dezember 2020 den Algorithmus der Kontaktberechnungen verändert, um präziser zu ermitteln, welch Begegnungen gezählt werden sollen. Als Folge der Änderung verschwand die Anzeige von vielen Begegnungen mit niedrigem Risiko, weil diese für die Eindämmung der Infektionsketten keine Rolle spielten. Etliche Anwender zogen daraus aber den Schluss, dass die App ihre Wächterfunktion eingestellt hat, und deinstallierten die scheinbar nutzlose Anwendung wieder.
Die aktuelle Omikron-Welle löst nun den gegenteiligen Effekt aus. Viele Anwenderinnen und Anwender bekommen nun ständig die rote Kachel mit dem Warnhinweis „Erhöhtes Risiko“ angezeigt, weil sich Tag für Tag Zehntausende neu mit dem Virus infizieren und das positive Testergebnis auch in die App eintragen. Auf dem Twitterkanal der App wurden Nutzer kürzlich bereits dazu aufgerufen, die Risikoermittlung im Testcenter kurz auszuschalten: Das verhindere viele unnötige Warnungen an dem Tag, hieß es.
Folgt man den Empfehlungen der Bundesregierung, müssten Nutzer mit einer roten Warnmeldung sich beim Hausarzt beziehungsweise dem örtlichen Gesundheitsamt melden. „Diese entscheiden anhand möglicher Krankheitssymptome, wie verfahren wird.“ Bei einer Warnung über ein erhöhtes Risiko bestehe Anspruch auf einen kostenlosen Test (PCR-Test
oder Antigentest). Das gelte auch für vollständig Geimpfte.
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