Neuer Indikator entdeckt

Long-Covid: Zusammenhang mit Cortisol-Mangel

, Uhr
Berlin -

In den USA hat ein Team aus Forschenden der Yale School of Medicine in New Haven und der Icahn School of Medicine in New York Patient:innen mit Long-Covid Symptomen untersucht. Dabei wurde eventuell ein Indikator für die zukünftige Diagnose von Long-Covid entdeckt: Die Cortisolspiegel waren bei allen Betroffenen deutlich erniedrigt.

Die Studie umfasste insgesamt 205 Proband:innen, darunter befanden sich 99 Long-Covid Patienten und 106 Kontrollpersonen. Die Kontrollgruppe wurde gebildet aus Sars-CoV-2-naiven Menschen, sowie ungeimpften und geimpften Personen, die schon eine Sars-CoV-2-Infektion durchlebt hatten, aber frei von Anzeichen für Long-Covid waren. Alle Krankheitsverläufe waren als leicht bis moderat beschrieben worden.

Die Long-Covid-Patient:innen berichteten alle über Symptome wie Verwirrtheit, ein anhaltendes Gefühl von Müdigkeit (Fatigue) und „Nebel im Kopf“ (Brain Fog) – einem Symptomkomplex aus Konzentrations-, Orientierungs-, und Wortfindungsschwierigkeiten, mentaler Erschöpfung und plötzlicher Vergesslichkeit.

Zunahme der Leukozyten

Unklar bleibt, warum einige Person Long-Covid-Symptome und andere nicht. Aber bei der Analyse der Immun- und Abwehrzellen, im Rahmen der US-Studie und der anschließen Auswertung fielen einige signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen auf: Bei den Long-Covid Patient:innen war eine Zunahme verschiedener Leukozyten, sowie eine Abnahme bestimmter Lymphozyten ersichtlich. Weiterhin gab es Hinweise auf erhöhte humorale Reaktionen gegen das Sars-CoV-2-Virus.

Niedriger Cortisolspiegel

Darüber hinaus gab es ein Anstieg von Antikörperreaktionen gegen andere virale Erreger, insbesondere gegen das Epstein-Barr-Virus (EBV). Bei genauerer Betrachtung der zirkulierenden Immunmediatoren und verschiedener Hormone ergaben sich ebenfalls deutliche Unterschiede. Am auffälligsten war ein niedriger Cortisol-Spiegel bei den Long-Covid-Betroffenen – die Serumkonzentration war nur etwa halb so hoch wie in der Kontrollgruppe. Das Phänomen erniedrigter Cortisolwerte wurde auch bei Menschen mit chronischem Fatigue-Syndrom (CFS) beobachtet. Die Symptome ähneln denen von Long-Covid.

Anstöße für Therapieansätze

Forschungsleiterin Akiko Iwasaki fasst auf Twitter die wichtigsten Ergebnisse zusammen und bietet Denkanstöße für weitere Untersuchungen und vor allem Therapieansätze. Sie hofft, dass die Daten dazu beitragen, dass auch Personen, die der Folgeerkrankung noch immer skeptisch gegenüberstehen, dadurch verstehen könnten, dass Long Covid real ist.

Der Studie fehlt noch ein Gutachten durch Fachleute und auch die Anzahl der Proband:innen war vergleichsweise gering. Dennoch könnte der Cortisolspiegel in Zukunft ein wichtiger Biomarker sein, um Long Covid zu diagnostizieren. Das würde für viele Betroffene eine Erleichterung und eine wichtige Grundlage für die Therapie darstellen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Risiko gefährlicher Kombinationen
Warentest: Vorsicht bei Polymedikation
Fortschreiten verlangsamt
Studie: Lixisenatid bremst Parkinson
Mehr aus Ressort
Verstöße gegen unsinnige Auflagen
Müller fordert Corona-Amnestie

APOTHEKE ADHOC Debatte