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Festpreis für Atemmasken: Apotheker bangen um die Marge

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Berlin -

In Deutschland ist seit Wochen immer wieder das Klagelied über den vermeintlichen Maskenwucher in Apotheken zu hören: Kunden beschweren sich über überhöhte Preise, den Apotheken wird vorgeworfen, sich an der Not zu bereichern. Die wiederum verweisen auf die Einkaufspreise – viel weiter runter könnten sie mit dem Preis halt nicht gehen. In Spanien und Italien müssen sie das aber: Beide Länder haben einen Höchstpreis für Atemschutzmasken festgelegt. Damit bringen sie die Apotheken in Bedrängnis.

Der Weltmarkt für Atemschutzmasken läuft heiß: Die Produktion wird zwar stetig ausgebaut, rennt der enormen globalen Nachfrage aber weiter hinterher. Dementsprechend entwickeln sich die Preise – und die Zahl der un- oder nur halbseriösen Anbieter, die damit ihren Reibach machen wollen, sowohl auf Groß- als auch Einzelhandelsebene. Die spanische und die italienische Regierung wollten dem nun einen Riegel vorschieben: Vergangenen Montag verkündete die spanische Regierung einen Höchstpreis für Atemmasken von 96 Cent pro Stück, inklusive Mehrwertsteuer. Eine Woche später zog Italien nach, dort dürfen Masken im Verkauf an die Endkunden sogar nur noch 61 Cent kosten. Beide begründen das damit, Missbrauch verhindern zu wollen.

Beide Höchstpreise haben für die Verbraucher natürlich einen schönen Effekt – aber eine gewaltigen Haken für Apotheken und andere Einzelhändler: Denn die jeweiligen Verordnungen schreiben nur den Verkaufspreis in den Geschäften fest, nicht den in den anderen Handelsstufen. In beiden Ländern empören sich die Apotheker deshalb im Moment: Wenn sie überhaupt irgendwoher Masken beziehen können, dann nur zu Preisen, die den Verkauf zum Minusgeschäft machen. Und bei der enormen Nachfrage im Moment kann sich das schnell zu darstellbaren Summen häufen.

„Niemand wird Produkte verkaufen wollen, um Geld zu verlieren“, sagt Apotheker José Ramón Bauzá Díaz. „Es gibt Fälle von exorbitanten Preisen, die jedoch nicht verallgemeinert werden können. Wir beabsichtigen, eine Dienstleistung zu erbringen und nicht, mit den Masken Gewinn zu erzielen.“ Bauzá hat so lange Erfahrung mit Covid-19-Patienten wie kaum jemand in Spanien: In seiner Apotheke in der Gemeinde Marratxí auf Mallorca hat er den zweiten bestätigten Infizierten des Landes versorgt. Er sitzt aber auch für die liberal-konservative spanische Partei Ciudadanos im Europaparlament und übt entsprechende Kritik an den Entscheidungen der Politik.

Bauzá wirft der spanischen Regierung vor, an den Realitäten vorbei Politik zu machen. Zwei Monate lang habe es in den 442 Apotheken auf den Balearen keine Atemmasken gegeben und es sei nach wie vor sehr schwer, welche zu beziehen. Mit der jetzigen Verordnung seien noch schlimmere Engpässe vorprogrammiert: Die Regierung improvisiere bisher nur, so ließen sich aber keine 50 Millionen Menschen versorgen, kritisiert er. „Über Nacht haben sie entschieden, dass die Verwendung von Masken für alle notwendig ist. Diese Verwirrung hat bei den Bürgern Angst und Unwissenheit erzeugt. Es gibt keine Kapazität, um die gesamte Nachfrage zu befriedigen“, so Bauzá zur spanischen Zeitung El Mundo.

Zwar hatte die spanische Regierung den Balearen 1,3 Millionen Masken aus zentraler Beschaffung zugeteilt, aber das sei ein Tropfen auf den heißen Stein. In seiner Apotheke würden bereits hunderte Menschen auf der Warteliste stehen, die er noch nicht versorgen konnte. Auch Arztpraxen und Krankenhäuser stünden regelmäßig auf der Matte. Das habe dazu geführt, dass er und andere Apotheker größtenteils auf andere Händler zurückgreifen müssen – zu Weltmarktpreisen. Er fordert, dass die Regierung den gesamten Maskenkauf zentralisiert und dann an die einzelnen Regionen weiterverkauft. Der Apothekerverband der Balearen beschwichtigt unterdessen: Bei den zugeteilten Masken sei die Marge zwar klein, verursache aufgrund der geringen Menge aber keine betriebswirtschaftlichen Schäden. Bei allen selbstbeschafften Masken sähe es allerdings anders aus. „Die hohe Nachfrage in Europa kann zu einem Preisanstieg führen. In diesem Fall ist der Kauf nicht rentabel. Niemand wird Millionen erwerben, um Millionen zu verlieren“, so Präsident Eladio González.

Ähnlich sieht es in Italien aus: Apotheker im ganzen Land erregen sich darüber, zu einem Minusgeschäft gezwungen zu werden. Allerding hat dort der Apothekerverband Federfarma ein Ass aus dem Ärmel geschüttelt: Der nationale Sonderkommissar für die Coronakrise Domenico Arcuri habe ein Abkommen mit fünf italienischen Unternehmen geschlossen, verkündete Federfarma am Dienstag. Die Unternehmen würden in den kommenden Wochen 660 Millionen Masken liefern, die Einzelhändler zu 38 Cent pro Stück abnehmen können. Federfarma wiederum habe mit Arcuri die Vereinbarung zur Belieferung der Apotheken mit diesen Masken getroffen. Reich wird an den Masken natürlich trotzdem keine von ihnen, wie auch Federfarma-Vizepräsidentin Donatella Prampolini konstatiert: „Bei der gegenwärtigen Marktdynamik ist der Höchstpreis von 50 Cent weder im Himmel noch auf Erden.“

 

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