Festpreis für Atemmasken: Apotheker bangen um die Marge APOTHEKE ADHOC, 30.04.2020 07:57 Uhr
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Verkauf mit Verlust: Apotheker und Politiker José Ramón Bauzá Díaz kritisiert die Festpreisregelung für die Abgabe von Atemmasken der spanischen Regierung. Foto: Marco Aurelio
Berlin - In Deutschland ist seit Wochen immer wieder das Klagelied über den vermeintlichen Maskenwucher in Apotheken zu hören: Kunden beschweren sich über überhöhte Preise, den Apotheken wird vorgeworfen, sich an der Not zu bereichern. Die wiederum verweisen auf die Einkaufspreise – viel weiter runter könnten sie mit dem Preis halt nicht gehen. In Spanien und Italien müssen sie das aber: Beide Länder haben einen Höchstpreis für Atemschutzmasken festgelegt. Damit bringen sie die Apotheken in Bedrängnis.
Der Weltmarkt für Atemschutzmasken läuft heiß: Die Produktion wird zwar stetig ausgebaut, rennt der enormen globalen Nachfrage aber weiter hinterher. Dementsprechend entwickeln sich die Preise – und die Zahl der un- oder nur halbseriösen Anbieter, die damit ihren Reibach machen wollen, sowohl auf Groß- als auch Einzelhandelsebene. Die spanische und die italienische Regierung wollten dem nun einen Riegel vorschieben: Vergangenen Montag verkündete die spanische Regierung einen Höchstpreis für Atemmasken von 96 Cent pro Stück, inklusive Mehrwertsteuer. Eine Woche später zog Italien nach, dort dürfen Masken im Verkauf an die Endkunden sogar nur noch 61 Cent kosten. Beide begründen das damit, Missbrauch verhindern zu wollen.
Beide Höchstpreise haben für die Verbraucher natürlich einen schönen Effekt – aber eine gewaltigen Haken für Apotheken und andere Einzelhändler: Denn die jeweiligen Verordnungen schreiben nur den Verkaufspreis in den Geschäften fest, nicht den in den anderen Handelsstufen. In beiden Ländern empören sich die Apotheker deshalb im Moment: Wenn sie überhaupt irgendwoher Masken beziehen können, dann nur zu Preisen, die den Verkauf zum Minusgeschäft machen. Und bei der enormen Nachfrage im Moment kann sich das schnell zu darstellbaren Summen häufen.
„Niemand wird Produkte verkaufen wollen, um Geld zu verlieren“, sagt Apotheker José Ramón Bauzá Díaz. „Es gibt Fälle von exorbitanten Preisen, die jedoch nicht verallgemeinert werden können. Wir beabsichtigen, eine Dienstleistung zu erbringen und nicht, mit den Masken Gewinn zu erzielen.“ Bauzá hat so lange Erfahrung mit Covid-19-Patienten wie kaum jemand in Spanien: In seiner Apotheke in der Gemeinde Marratxí auf Mallorca hat er den zweiten bestätigten Infizierten des Landes versorgt. Er sitzt aber auch für die liberal-konservative spanische Partei Ciudadanos im Europaparlament und übt entsprechende Kritik an den Entscheidungen der Politik.
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