Einen Monat ist es her, dass Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) die Eckpunkte für ihre Apothekenreform vorgestellt hat. Nach dem ersten Schock war klar, dass das Paket nicht dem entsprach, was man sich erhofft und was man auch versprochen bekommen hatte. Vielmehr erinnerten die beiden Entwürfe, die vor einer Woche bekannt wurden, an die Pläne von Warkens Amtsvorgänger Karl Lauterbach (SPD). Die Abda sucht jetzt händeringend eine Strategie – und die Zeit drängt.
Am Freitag tagte der Geschäftsführende Vorstand der Abda, heute am späten Nachmittag soll der Gesamtvorstand zur Videokonferenz zusammengeschaltet werden. Was die Abda-Spitze da präsentieren wird, ist nicht bekannt. Dem Vernehmen nach soll Politikchef Ralf Denda am Freitag das Gesetzesverfahren erklärt haben. Danach soll es vor allem um die Kommunikation gegangen sein.
So soll die Agentur Cyrano beauftragt worden sein, Maßnahmen zu entwickeln. Wohlgemerkt jene Agentur, deren Vertrag Ende des Jahres ausläuft. Offenbar gab es keine Alternative: Die neue Agentur – GUD.Berlin, eine Tochter des französischen Media- und Datenkonzerns Dékuple – tritt ihren Dienst erst Anfang kommenden Jahres an. Und die Lobbyagentur FTI Consulting des ehemaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel ist dem Vernehmen nach schon seit Ende September nicht mehr für die Abda tätig.
Erst kürzlich hatte Abda-Präsident Thomas Preis „massiven politischen Widerstand“ angekündigt. Man werde die kommenden Wochen und Monate nun nutzen, „um die Politik und Gesellschaft auf Landes- und Bundesebene massiv über die Gefahren dieser Pläne zu informieren“.
Parallel hatte Manfred Saar, Kammerpräsident aus dem Saarland, ihm vorgeworfen, die Mitgliedsorganisationen im Vorfeld im Unklaren gelassen zu haben. Preis hatte am Freitag vor dem DAT die Apothekenreform gegenüber dem Abda-Gesamtvorstand mit „heiter bis wolkig“ beschrieben. „Allein Sie und weitere Mitglieder des Abda-Gesamtvorstandes waren über den eintretenden Super-GAU informiert. Wir hätten in DER zentralen Frage für die Apothekerschaft Führungsstärke erwartet! Von dem Präsidenten der Abda! Dafür sind sie angetreten und wurden gewählt.“
Ab 17.30 Uhr beginnt die Videokonferenz des Gesamtvorstandes. „Da dürfte es ziemlich knallen“, so die Einschätzung eines Beobachters.
Die Abda dürfte nicht nur die eigenen Reihen beruhigen müssen, sondern steht auch massiv unter Zeitdruck. Denn Warken drückt bei der Apothekenreform aufs Tempo. In der kommenden Woche ist die Verbändeanhörung, am 17. Dezember soll die Reform durch das Kabinett, im Januar ist die Anhörung im Bundestag geplant.