Pharmaziestudium

Praktisches Jahr der Spitzenklasse

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Berlin -

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) führt fortlaufend Umfragen durch, in denen Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) ihre Ausbildungsapotheken bewerten. Für 2015 hat der BPhD nun je drei besonders empfehlenswerte Ausbildungsstätten in den Kategorien öffentliche Apotheke und Krankenhausapotheke ausgezeichnet.

Zu den drei besten öffentlichen Apotheken für ein PJ gehört die Apotheke am Rott im nordrhein-westfälischen Ladbergen. Seit 2004 wird sie von Stefan Leugermann geleitet und hat 18 Mitarbeiter. „Wir kümmern uns intensiv um alle unsere Praktikanten, nicht nur die PhiP, sondern auch PTA“, sagt Leugermann. „Mein Ziel ist es, zu zeigen, wie spannend die Arbeit in der Offizin sein kann.“

Zudem gibt es in seiner Apotheke einen Ausbildungsplan. Turnusmäßig spricht ein leitender Apotheker mit den Praktikanten pharmazeutische Themen durch. „Gemeinsam mit Kollegen organisieren wir für unsere PhiP einen gemeinsamen Blockunterricht“, sagt Leugermann. Dazu werden externe Lehrer eingeladen, die beispielsweise Apotheken-BWL oder Kommunikationstraining vermitteln.

Ladbergen ist etwa eine halbe Stunde Autofahrt von der Universitätsstadt Münster entfernt. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Ort schwer zu erreichen. „Die Apotheke am Rott ist eine Landapotheke“, sagt Leugermann. Er berücksichtigt das: „Wir zahlen den PhiP ein übertarifliches Gehalt und gegebenenfalls auch einen Fahrtkostenzuschuss“, sagt er. Dass seine Apotheke vom BPhD ausgezeichnet wurde, freut ihn daher besonders: „Vielleicht hat sich das intern schon herumgesprochen, jedenfalls habe ich bereits mehrere PJ-Bewerbungen erhalten.“ Eine Übernahme der Praktikanten werde angestrebt.

Auch die Berlin-Apotheke Friedrichshain wird vom BPhD für ein Praktikum empfohlen. Inhaberin Melanie Klotz freut sich über die Auszeichnung. „Wir geben uns viel Mühe, unsere Praktikanten einzuarbeiten und nicht bloß so schnell wie möglich Aufgaben bei ihnen abzuladen“, sagt sie. Es gebe einen Ausbildungsplan, der an den Musterplan der ABDA angelehnt sei. Außerdem stehe dem PhiP ein fester Pate zur Seite, wobei alle 30 Mitarbeiter stets ansprechbar seien, so Klotz.

Besonderes Merkmal der Apotheke ist der HIV-Schwerpunkt, den Praktikanten kennenlernen. Darüber hinaus können die PhiP auch in Klotz' Filialapotheke am Roten Rathaus arbeiten und damit eine weitere Offizin kennenlernen. Klotz beschäftigt durchgängig mindestens einen PhiP, der sowohl ein halbes als auch sein ganzes PJ bei ihr absolvieren kann. Nicht nur angehende Apotheker, sondern auch PTA bildet Klotz aus. Die Praktikanten werden nach Tarif bezahlt. Abhängig von der Personallage sei auch eine Übernahme möglich: „Im Moment sind wir aber gut besetzt“, sagt Klotz.

Die Offenbacher Schwanen-Apotheke bildet laut BPhD ebenfalls hervorragend aus. Dr. Guido Kruse leitet die 1718 gegründete Apotheke, in der schon Johann Wolfgang von Goethe Kunde gewesen sein soll. Die Apotheke wird inzwischen in dritter Generation von der Familie Kruse geführt. In der Apotheke arbeiten 125 Angestellte, darunter 27 Apotheker. Die Schwanen-Apotheke ist breit aufgestellt: Sie übernimmt auch die Versorgung von Heimen und Kliniken und stellt Zytostatika her. Außerdem können Praktikanten neben der Schwanen-Apotheke zwei Filialen kennenlernen.

Der BPhD hat auch unter den Krankenhausapotheken die besten Ausbilder gekürt. 2015 ist die Apotheke der Kliniken des Landkreises Heidenheim unter den Top-Platzierten – zum dritten Mal in Folge, wie Chefapotheker Dr. Werner Grieb berichtet. „Wir haben uns über die Auszeichnung gefreut“, sagt er. Die Krankenhausapotheke Heidenheim besteht seit 1951 und wurde von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg zum regionalen Arzneimittelinformationszentrum (RAIZ) berufen.

Die Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg wurde zum zweiten Mal hintereinander ausgezeichnet. Sie besteht seit 140 Jahren und wird von Dr. Torsten Hoppe-Tichy geleitet. Pro Halbjahr bildet die Klinikapotheke Heidelberg zehn PhiP in allen Bereichen der Klinischen Pharmazie aus. 115 Mitarbeiter, darunter 30 Apotheker, zeigen den Praktikanten sämtliche Arbeitsbereiche einer Klinikapotheke.

In ihrem sechsmonatigen Praktikum wechseln die angehenden Apotheker durch die Herstellung, wobei sie die Rezeptur, Defektur, Steril- und Zyto-Herstellung kennenlernen, erklärt Apotheker Dr. Dominic Störzinger. Außerdem arbeiten sie in der Studienabteilung, Arzneimittelausgabe, Arzneimittelinformation und Analytik. Darüber hinaus könne jeder Praktikant ein klinisch-pharmazeutisches Forschungsprojekt bearbeiten. Der Schwerpunkt liege auf der klinischen Pharmazie, sagt Störzinger: PhiP begleiteten Ärzte auf der Visite und beteiligen sich an der Arzneimittelanamnese. „Wir ermöglichen unseren Praktikanten selbstständiges Arbeiten und übertragen ihnen Verantwortung“, so Störzinger.

Auch die mehr als 150 Jahre alte Apotheke des Klinikums rechts der Isar in München erhielt eine Auszeichnung. Das Team umfasst gut 50 Mitarbeiter; Chefapotheker ist Rudolf Bernard. Die Klinikapotheke arbeitet eng mit den Ärzten zusammen und hat beispielsweise eine sogenannte Positivliste zusammengestellt: Diese umfasst Arzneimittel, die von den Apothekern zur Behandlung empfohlen werden.

Der BPhD kürt jährlich auf Basis der freiwilligen Praktikumsbewertungen der PhiP drei „besonders empfehlenswerte Ausbildungsapotheken“ in den Bereichen Offizin und Krankenhaus. Alle drei ausgezeichneten Ausbildungsstätten in den zwei Kategorien sind gleichplatziert.

Darüber hinaus veröffentlicht der Verband eine Liste mit allen Apotheken, in denen ein Praktikum empfohlen werden kann. Eine „Black List“ schlechter Praktikumsplätze gibt es nicht. Die Evaluierung der PJ-Stellen in Industrie und Wissenschaft erfolgt über Erfahrungsberichte, die an den BPhD gesendet werden.

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