In der Apotheke von Regina Schmittweiler* wurde ein Rezept über einen Hochpreiser vorgelegt. „Ein Arzneimittel gegen Leukämie für ein Kind war verordnet. Ich habe es abgegeben und erst hinterher erfahren, dass das verschreibende Klinikum vergessen hatte, den Off-Label-Use zu beantragen“, erklärt die Inhaberin. „Jetzt hat die Mutter Angst, dass sie eine Rechnung in Höhe von 10.000 Euro bezahlen muss.“ Wer übernimmt die Kosten?
„Auf dem vorgelegten Rezept hat sich eine Verordnung mit einem Wert von etwa 10.000 Euro befunden“, erklärt die Inhaberin. Für ein an Leukämie erkranktes Kind wurde von der behandelnden Klinik Inclusig (Ponatinib) verordnet. Der Arzneistoff wird zur Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie oder der BCR-ABL-positiven akuten lymphatischen Leukämie eingesetzt.
„Als Apothekerin bekommt man bei solchen Medikamentenpreisen erstmal einen Schreck“, erklärt die Inhaberin. „Hochpreiser müssen zwar, wie jedes andere Medikament auch, beliefert werden, aber ich habe diese Verordnungen nicht so gerne.“
Nach der Abgabe erfuhr Schmittweiler, dass die verschreibende Klinik vergessen hatte, den Off-Label-Use des Medikamentes vorher zu beantragen. „Der kleine Patient wurde versorgt, aber weder wir noch die Familie wusste, dass es eine Verordnung außerhalb des genehmigten Anwendungsgebietes ist“, berichtet die Inhaberin. „Die Mama hatte Angst, dass sie nun eine Rechnung bekommt und 10.000 Euro selbst bezahlen muss.“
Daraufhin wandte sich Schmittweiler an den Apothekerverband. „Ich wollte es retaxsicher abklären. Laut Verband haben wir als Apotheke keine Prüfpflicht, der Regress geht mit Sicherheit an das Klinikum“, erklärt sie. Man sei bei solchen hochpreisigen Medikamenten „nie gefeit“, gibt sie zu bedenken.
„Wir kontrollieren Hochpreiser immer im Sechs-Augen-Prinzip, denn wir sind auch nur Menschen und machen auch Fehler.“ Schmittweiler gibt ebenso zu: „Diese teuren Medikamente bringen manche Apotheke in echte Bredouille. Es haben nicht alle das Potenzial, mal eben 30.000 Euro vorzufinanzieren.“ Ein weiteres Problem: „Viele Patienten denken, wir werden reich mit Hochpreisern. Das ist ein Trugschluss.“
*Anmerkung der Redaktion: Da die Inhaberin nicht genannt werden will, wurde der Name anonymisiert.