Lieferengpässe

Diefenbach sammelt wieder

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Berlin -

Das Faxgerät in der Rosen-Apotheke in Offenbach soll wieder heiß laufen: Dr. Hans Rudolf Diefenbach, Vize des Hessischen Apothekerverbands (HAV), bittet seine Kollegen bundesweit erneut um Lieferengpass-Listen. Anfang des Jahres hatte er 450 Listen erhalten und eine „Hitparade“ der Lieferengpässe erstellt. Pünktlich zum Apothekertag will er diese auf den neuesten Stand bringen und nach Verbindungen zwischen Lieferengpass und Rabattvertrag suchen.

Die Listen sollen Lieferengpässe zwischen dem 1. Juli und dem 15. August dokumentieren. Die Politik nehme die Lieferengpassfrage sehr ernst, und die Apotheker seien aufgefordert, an Transparenzlösungen mitzuarbeiten, so Diefenbach. Er will für den HAV eine weitere „Zusammenstellung bestehender Sachverhalte“ vornehmen.

„Ich will herausfinden, ob es Veränderungen gibt, ob die Lieferengpassfrage immer noch so dramatisch ist oder sich beruhigt hat, oder ob es vielleicht neue Probleme gibt“, so Diefenbach. In der eigenen Apotheke habe er Veränderungen festgestellt. Aktuell seien andere Substanzen als noch vor einiger Zeit betroffen.

Er will dabei auch prüfen, ob etwa ein Produkt, für das ein Rabattvertrag besteht, nicht lieferbar sei, während ein wirkstoffgleiches Präparat von einem anderen Unternehmen verfügbar sei. Auch könne man die Listen regional aufschlüsseln. Bei der jüngsten Auswertung waren rund drei Viertel der Einsendungen aus Hessen gekommen und ein Viertel aus anderen Bundesländern. Damals fanden sich typische Rabattarzneimittel wie Metoprolol, Pantoprazol, Bisoprolol oder Alendronsäure ebenso oft wie gängige Antibiotika auf den Listen.

Seit Dienstag seien bereits 20 Listen eingegangen, so Diefenbach. Er rechnet insbesondere nach den Ferien mit größerem Zulauf. Wichtig sei, dass auch dieses Mal mindestens 400 Dokumentationen eingeschickt würden. Die Listen können an die Emailadresse der Rosenapotheke [email protected] gemailt oder an die Nummer 069-883608 gefaxt werden.

Bei der jüngsten Sammelaktion hatten sich Diefenbach und eine Kollegin drei Wochen lang durch die Defektlisten gearbeitet. Zwölf Präparate mit besonders hohen Ausfallquoten führten die erstellte „Hitparade“ an: An der Spitze standen Bisoprolol Ratiopharm, 5mg (N3) mit 265 Defekten, Pantoprazol Heumann (N3) mit 218 Defekten und Bisoprolol Ratiopharm, 10mg (N3) mit 215 Defekten.

„Die Situation ist erschreckend“, sagte der HAV-Vize damals. Im April kritisierte er Dr. Siegfried Throm, vfa-Geschäftsführer Forschung/Entwicklung/Innovation, der Lieferengpässe als extrem selten und unproblematisch für die Versorgung der Patienten dargestellt hatte.

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