Fulda

Innenstadt-Apotheke nicht mehr tragfähig

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Berlin -

Lage, Lage, Lage heißt es gemeinhin, wenn Pharmazeuten eine Apotheke übernehmen oder neu eröffnen wollen. Ein Standort in einer Fußgängerzone war jahrzehntelang Garant für genügend Laufkundschaft. Dass einfache Rezepte nicht mehr funktionieren, zeigt der Fall der Apotheke Goldener Storch in Fulda. Obwohl in der Innenstadt gelegen – und damit auf den ersten Blick gut positioniert – wird sie in wenigen Tagen Geschichte sein.

„Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage schließen wir die Apotheke zum 30.06.2017“, heißt es auf dem Aushang, der seit einiger Zeit an der Tür der Apotheke hängt. Die Kunden sind weggeblieben. So lapidar erklärt Christian Vasters, der insgesamt drei Apotheken betreibt, den Grund für die finanzielle Schieflage seiner Filiale in der Fuldaer Innenstadt.

Doch die Gründe, die hinter dem Rückgang der Kundschaft stecken, sind natürlich sehr viel facettenreicher. Erst vor vier Jahren hat Vasters die Apotheke, die es an diesem Standort seit knapp 40 Jahren gibt, übernommen und ist damit ein Risiko eingegangen. „Auch damals war die Apotheke weit weg davon entfernt, eine Goldgrube zu sein“, räumt er ein. Die Rahmenbedingungen seien zwar nicht berauschend gewesen. „Doch es gab Anzeichen, dass sie sich positiv entwickeln könnten.“

Taten sie aber nicht. Die Kundenzahl sei stattdessen immer weiter gesunken und die Ärzte weggegangen. Einige sind nach Angaben von Vasters nur ein paar Meter weiter in das neu erbaute Ärztehaus gezogen, das wie inzwischen üblich über eine eigene Apotheke verfügt. „Heute sind Ärztehäuser mit integrierter Apotheke gefragt oder Einkaufszentren wie das Emaillierwerk, wo die Kunden bequem und ohne Parkplatzsorgen vorfahren können. Von der Innenstadt geht der Trend raus auf die grüne Wiese“, meint er. Von dem Ärztehaus profitiere seine Apotheke jedenfalls nicht.

„Die Innenstadtlage hat uns wenig gebracht, da wir vor allem in Lauflage zum Kneipenviertel liegen“, resümiert der Apotheker. Wer zudem die Innenstadtlage wählt, muss sich auf harte Konkurrenz einstellen. So auch in Fulda. Allein im Umkreis von rund 300 Metern gibt es laut Vasters vier weitere Apotheken. Zwei Apotheken hätten in den vergangenen zwei Jahren bereits geschlossen. Inzwischen werde außerdem ein nicht unerheblicher Teil des Sortiments online geordert.

Unter diesen Rahmenbedingungen funktioniere eine kleine Apotheke als Filiale nicht, erklärt Vasters. Denn die Mehrkosten, beispielsweise für einen Filialleiter, würden nur knapp durch die Einnahmen gedeckt. „Zwar erwirtschaften wir nach wie vor einen kleinen Gewinn, sodass wir im Prinzip bei einer schwarzen Null liegen“, so der Apotheker. Doch mittel- oder langfristig sei die Apotheke wirtschaftlich nicht mehr tragfähig. „Zwar hätte ich noch die Möglichkeit, die Mitarbeiterzahl zu reduzieren“, sagt er. „Doch das hätte die Beratungsqualität eingeschränkt und würde meinen Ansprüchen nicht mehr genügen.“

Als er die Möglichkeit bekam, eine Apotheke in der benachbarten Gemeinde Eichenzell zu übernehmen, beschloss der Pharmazeut, die Reißleine zu ziehen und die Apotheke in der Fuldaer Innenstadt zu schließen. „So konnte ich auch meinen Angestellten eine Perspektive bieten“, sagt er. Die fünf Mitarbeiter aus dem „Goldenen Storchen“ sollen ab dem 1. Juli in den anderen Apotheken von Vasters eingesetzt werden.

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