Kommentar

Apotheken im Blindflug

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Der große Knall ist ausgeblieben, doch es sind die zahlreichen Nickeligkeiten und Ungewissheiten, die den Apotheken den Jahresstart vermiesen. Vor allem bei Packungsgrößenverordnung und Mehrkostenregelung gibt es nach wie vor mehr Frage- als Ausrufezeichen. Dass viele Details bis zuletzt ungeklärt bleiben würden, hatte sich bereits im Vorfeld abgezeichnet. Dass die Apothekenmitarbeiter nach dem Start im Blindflug agieren, wäre mit mehr gutem Willen zu vermeiden gewesen.

Schon das Gesetzgebungsverfahren hatte sich erheblich verzögert, weil Ministerium und Fraktionen von Apothekern und Großhändlern auf offene Fragen hingewiesen wurden, auf die sie am Ende doch keine Antwort lieferten. Erst eine Woche vor Weihnachten passierte das AMNOG schließlich den Bundesrat. Als sich Deutschland in die Feiertage verabschiedete, ahnte man in der Branche, dass es in Kürze Probleme geben würde.

Wer zwischen den Feiertagen auf einen Lösungsvorschlag oder zumindest auf Anweisungen wartete, wie es im Neuen Jahr weitergehen sollte, der wartete vergebens. Nur einzelne Kassen trauten sich aus der Deckung - es ging eher darum, die Patienten vor der Mehrkostenregelung zu warnen als die Apotheker über das Procedere zu informieren.

Für die Probleme bei der Packungsgrößenverordnung fühlt sich gleich überhaupt niemand zuständig. Weil - aus welchem Grund auch immer - die Spannen festgelegt wurden, bevor die N-Größen an die Realitäten angepasst wurden, gibt es allerlei Stolperfallen: Einige Apotheken bedienen Rabattverträge aus dem Gedächtnis, weil ihre Software den Austausch plötzlich negiert. Bei anderen Präparaten werden die Apotheker zur Substitution angehalten, obwohl die Packungen außerhalb der festgesetzten Spannen liegen.

Wer haftet, weiß niemand. Ob es eine Friedenspflicht gibt, auch nicht. Ob Retaxation oder Inkasso-Falle - bei den Apotheken wird der Ärger in jedem Fall hängen bleiben.

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