Defekte Wärmezellen

Thermacare geht Retour

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Berlin -

Pfizer ruft freiwillig zwei ältere Chargen der Thermacare Wärmeauflagen zurück. Einzelne Rückenauflagen könnten defekte Wärmezellen enthalten. Aufgrund eines Herstellungsfehlers könnten diese beschädigt und undicht sein. Betroffen sind Chargen, die bis Mai 2019 an den Großhandel ausgeliefert wurden.

Thermacare Wärmeauflagen für größere Schmerzbereiche 4 Stück (Haltbarkeitsdatum 31. August 2020)
Betroffene Chargen: T73713, T48946

Der Rückruf wird durchgeführt, da innerhalb der genannten Chargen einzelne, fehlerhafte Rückenauflagen ausgemacht werden konnten. Aufgrund eines Herstellungsfehlers sind die Wärmezellen zum Teil so beschädigt, dass sie undicht sein können. Dies stellt ein potentielles Risiko für das Auftreten von Reizungen, Verbrennungen, Schwellungen, Ausschläge oder andere anhaltende Veränderungen der Haut dar. der Rückruf ist freiwillig und erfolgt auf Großhandelsebene.

Sind die Wärmezellen beschädigt, so tritt das schwarze Gemisch aus Kohle und Eisen aus. Es besteht die Möglichkeit, dass das Austreten vom Kunden vor der Benutzung erkannt wird und das Produkt nicht angewendet wird. Auf der Verpackung findet sich ein Warnhiweis, dass die Anwendung von Thermacare nicht erfolgen soll, wenn die Wärmezellen undicht sind, oder die Auflage beschädigt ist.

Die Wärme in den Pflastern entsteht durch die Reaktion von Eisenpulver mit Luftsauerstoff und wird durch Membranen sowie den Zusatz von Aktivkohle, Salz und Wasser gesteuert („kontrollierte Oxidation“). Bis zum Ablauf des Verfallsdatums garantiert der Hersteller eine Wärmeabgabe von circa 40 Grad Celsius für mindestens acht Stunden. Auch auf den Packungen wird auf dieses Alleinstellungsmerkmal abgehoben: „Frei von Arzneimittel-Wirkstoffen“, heißt es in Abgrenzung zu den Schmerzsalben und gängigen Wärmepflastern.

Von Pfizer zu Angelini

Der Rückruf erfolgt noch durch Pfizer, da es sich um ältere Chargen handelt. Die Wärmepflaster wurden an Angelini verkauft – das Bundeskartellamt hatte der Übernahme Ende Januar zugestimmt. Thermacare wird verkauft, weil Pfizer seine OTC-Sparte in ein Joint Venture mit GlaxoSmithKline (GSK) einbringen will. Weil die beiden Konzerne im Bereich der Schmerzmittel zur äußerlichen Anwendung mit Voltaren bereits einen Top-Seller im Portfolio haben, stimmte die EU-Kommission dem Deal nur unter der Maßgabe zu, dass Thermacare abgegeben wird. Die Wärmepflaster kommen laut Insight Health auf Erlöse von knapp 60 Millionen Euro.

Tantum verde, Boxagrippal und Heumann Tee

Angelini ist seit 2013 mit der Marke Tantum verde in deutschen Apotheken vertreten; damals war der Wirkstoff Benzydamin aus der Rezeptpflicht entlassen worden. Allerdings haben nach dem Patentablauf 2017 verschiedene Firmen Konkurrenzprodukte auf den Markt gebracht, darunter Klosterfrau und TAD. Laut Insight Health kommt Angelini auf einen Umsatz von rund 16 Millionen Euro (AVP).

Erst im August übernahm Angelini für 47 Millionen Euro von Sanofi die Marken für Boxagrippal und Heumann-Tee. Die Produktakquisition soll sowohl das OTC-Geschäft als auch die Präsenz von Angelini in Deutschland und Österreich stärken. Das kombinierte Erkältungsmittel wurde 2013 von Boehringer Ingelheim auf den Markt gebracht und ging 2017 im Rahmen eines Tauschs gegen Merial an Sanofi. Heumann-Tees blicken auf eine mehr als 60-jährige Tradition zurück. Die Produkte waren Ende der 1990er Jahre vom Nürnberger Generikahersteller übernommen worden, im Paket mit Bonbons und Magenmitteln.

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