DKMS-Projekt

PTA bietet Kosmetikkurse für Krebspatientinnen

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Berlin -

Krebs bedeutet für die allermeisten Menschen Angst vor dem Tod, Angst vor Schmerzen, aber auch Angst davor, dass Familie und Freunde leiden. Insbesondere für Frauen kommt oft die Verunsicherung hinzu: Denn auch äußerlich geht die Krebstherapie nur an den wenigsten spurlos vorüber. In einer Gesellschaft, in der an Frauen immer noch andere Maßstäbe und Erwartungen an das Aussehen angelegt werden als an Männer, kann das eine enorme psychische Belastung bedeuten. PTA Tanja Scheer versucht da zu helfen: Im Rahmen eines DKMS-Projekts bietet sie Kosmetikkurse für krebskranke Frauen an. Am Mittwoch kommen sie in der Neuen Apotheke in Nienburg zusammen.

Übelkeit, Erbrechen, Erschöpfung, ein geschwächtes Immunsystem: Die Nebenwirkungen der Chemotherapie sind gefürchtet. „Aber oft ist der Haar- und Augenbrauenverlust für die Patientin erst einmal schlimmer als die Therapie selbst“, sagt Scheer. Sich neben den Ängsten der Krankheit noch mit einem geschwächten Selbstbewusstsein herumzuschlagen, ist eine unnötige Belastung, wie die 50-Jährige zeigen will.

Seit 1990 arbeitet sie als PTA in der Neuen Apotheke in Nienburg, knapp neun Jahre ist es her, dass sie noch eine Fortbildung zur Derma-Fachkosmetikerin absolviert hat. Vor gut drei Jahren dann kam ihr die Idee, sich mit ihrem Fachwissen für krebskranke Frauen zu engagieren. „Irgendwann hat mich das Thema auch persönlich bewegt und interessiert“, erzählt sie. „Also habe ich mich von allein bei DKMS Life gemeldet und gesagt, dass ich mich persönlich und ehrenamtlich einbringen will. Ich dachte mir, man kann so viel Gutes tun, um den Frauen in dieser schweren Zeit Unterstützung zu bieten.“

DKMS Life ist der Träger des Projekts. Eine gemeinnützige Organisation aus Köln, die wie die DKMS selbst, die Deutsche Knochenmarkspenderdatei, von Dr. Peter Harf gegründet wurde. „Mir war es mit der Gründung der DKMS Life eine Herzensangelegenheit, Frauen zu helfen, die ihre äußere Schönheit für eine Weile hergeben müssen“, erklärt Harf. „Denn als meine erste Frau Mechthild an Brustkrebs erkrankte, hat sie sich damals besonders schön für unsere Kinder gemacht. Das hat ihr Selbstvertrauen geschenkt, weil ihre beiden Mädchen sie so als ihre Mama wie eh und je erlebten.“

Das Konzept schaute er sich in den USA ab: Auf einer Geschäftsreise lernte er dort die Personal Care Products Council Foundation kennen, die bereits seit 1987 Seminare für krebskranke Frauen anbietet, um ihnen Lebensfreude, Selbstwertgefühl und damit Hoffnung zu schenken. 1995 holte er das Konzept unter dem Titel „Look Good Feel Better“ nach Deutschland. Maximal zehn Teilnehmerinnen soll es pro Seminar geben, damit die vertraute Atmosphäre gegeben ist.

Von geschulten, ehrenamtlichen Kosmetikexpertinnen erlernen sie das besondere Techniken, um beispielsweise Augenbrauen und Wimpern natürlich nachzuzeichnen oder Hautflecken unauffällig abzudecken, die aufgrund von Bestrahlung entstanden sind. Auch zu der Frage, wie man ausgefallene Haare mit Tüchern und Schmuck kaschieren kann, geben die Ehrenamtlichen Auskunft.

Rund einmal im Monat macht Scheer das nun seit drei Jahren. „Am Anfang dachte ich natürlich, dass das bestimmt traurig sein wird“, erinnert sie sich. „Aber die Kurse sind überhaupt nicht traurig, im Gegenteil, es wird sehr viel gelacht und die Therapie ist so gut wie nie ein Thema.“ Bisher fanden die Seminare immer außerhalb ihres Heimatortes statt, bis zu 60 Kilometer fährt Scheer jedes Mal. Aber das ändert sich ab Mittwoch. Denn Scheer hat dafür gesorgt, dass nun auch in der 30.000-Einwohner-Stadt zwischen Bremen und Hannover Seminare angeboten werden, geplant sind sie einmal im Quartal. Sechs von maximal zehn Plätzen seien schon vergeben.

Für die Apotheke als Veranstaltungsort spricht dabei vor allem eins: „Wir haben hier den passenden Raum dafür. Denn es muss ein geschützter Raum sein, in dem uns niemand stört. Die Frauen nehmen ja beispielsweise ihre Perücken und Kopftücher ab.“ Aber die PTA versichert, dass es bei den Seminaren nach Ende der Öffnungszeit keineswegs um Reklame geht. „Wir haben Vitalstofftherapien und natürlich auch andere Produkte im Sortiment, die für Krebspatienten hilfreich sind. Aber die Seminare sind keine Werbeaktion für die Apotheke.“

Finanziert werde das Programm ausschließlich für Spenden. Auch wenn das Projekt Unterstützung aus der Kosmetikindustrie erhält – unter anderem von Avène, L'Oréal und CLR – ist bei den Produkten deshalb Zurückhaltung angesagt. „Wir und DKMS Life sind produktneutral und es ist sehr wichtig, das ganz strikt einzuhalten“, erklärt Scheer. „Wir sind auch angehalten, neutral zu reden.“

Das Wichtigste seien ohnehin nicht die Produkte selbst, sondern die gemeinsam verbrachte Zeit. „Die größte Bedeutung der Seminare ist es, Lebensfreude zu spenden. Und das ist ja auch äußerst positiv für die Therapie.“

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