Dr. Harald Terpe (Bündnis 90/Die Grünen) hält nichts von Apothekenketten und Pick up-Stellen. Der Obmann der Grünen im Gesundheitsausschuss des Bundestages ist selbst Oberarzt und setzt sich für eine solidarische Krankenversicherung und die Selbstverpflichtung der Freien Berufe ein. Mit APOTHEKE ADHOC sprach er über Grüne Gesundheitspolitik, die Ketten-Diskussion innerhalb der eigenen Fraktion und die Intentionen von Pick up-Betreibern. Das vollständige Video-Interview finden Sie unter: www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Videos/
ADHOC: Herr Dr. Terpe, was kommt nach der Wahl auf die Apotheken zu?
TERPE: Wenn ein stärkerer grüner Schwerpunkt gesetzt wird, wird die Verantwortung der Apotheker steigen, gerade was den Naturheilkundesektor betrifft. Für uns sind Apotheker auch Verbraucherschützer. Wir haben einen Schwerpunkt in der Prävention, da sind die Apotheker besonders gefragt, weil sie wesentliche Berater im Gesundheitsprozess sind und damit für Verbraucherschutz stehen. Wir sind aber auch für eine verantwortliche Verwendung der Mittel im Gesundheitssystem.
ADHOC: Wie stehen die Grünen zu Pick up-Stellen?
TERPE: Die Drogerien selbst können bei den Pick up-Stellen mit ihrem Personalbestand keinen Apothekenstandard sicherstellen. Wer aber eine Pick up-Stelle betreibt, muss dafür sorgen, dass die Apothekenstandards eingehalten werden. Das würde im konkreten Fall eine Betreuung durch einen Apotheker bedeuten. Ich halte von den Pick up-Stellen nicht besonders viel, weil ich das Gefühl habe, dass sie von Firmen gefordert werden, die weniger das Verteilungsnetz und die Patienten im Kopf haben, sondern eher wirtschaftliche Interessen verfolgen und an der Gewinnerzielung orientiert sind.
ADHOC: Wie stehen die Grünen zum Fremd- und Mehrbesitzverbot?
TERPE: Sie kennen ja die Auseinandersetzung bei Fremd- und Mehrbesitz, ich persönlich bin sehr froh darüber, dass das EuGH-Urteil so ausgefallen ist. Die Diskussion darüber bei den Grünen ist nicht abgeschlossen. Ich selbst werde mich gegen Fremd- und Mehrbesitz einsetzen.
ADHOC: Warum?
TERPE: Die Selbstverpflichtung bei Apothekern und Ärzten funktioniert seit Jahrhunderten. In anderen Bereichen wird eine solche Selbstkontrolle derzeit immer wieder gefordert; bei Apothekern und Ärzten wird sie als „Standesvertretung“ bekämpft. Das ist doch verrückt.
ADHOC: Die Grünen werden also keinen neuen Antrag im Bundestag stellen?
TERPE: Nach dem EuGH-Urteil haben sich die Gemüter abgekühlt.
ADHOC: Was zeichnet Grüne Gesundheitspolitik aus?
TERPE: Grüne Gesundheitspolitik zeichnet sich dadurch aus, dass wir durch eine Grüne Bürgerversicherung eine Einnahmeverbesserung im Gesundheitswesen schaffen wollen. Das bedeutet, dass diese Einnahmesituation konjunkturunabhängiger ist, sich an der finanziellen Leistungsfähigkeit der Menschen orientiert und eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung durch den Solidaritätsgedanken genießt. Für die Apotheker bedeutet jede Einnahmeverbesserung natürlich auch eine Verbesserung ihrer Situation.
ADHOC: Welche Schulnote geben Sie der Großen Koalition für die Gesundheitspolitik?
TERPE: Ich würde mal denken, über eine Fünf werden sie nicht hinaus kommen. Aber es gibt ja sechs Noten - es ist auch Vernünftiges dabei gewesen.
Das vollständige Video-Interview finden Sie unter: www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Videos/
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