Thüringen

Politiker: Neubau für Pharmazie-Institut

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Berlin -

Während in Sachsen um den Erhalt des Pharmazeutischen Instituts Leipzig gerungen wird, wollen die Parteien im Nachbarland Thüringen das Studium in Jena stärken. Parteiübergreifend wird pünktlich zur Landtagswahl der zunehmende Apothekermangel anerkannt. Zumindest ein Teil der Lösung seien mehr Studienplätze an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das schreiben die Parteien auf Nachfrage von Apothekerkammer und -verband. Nur die SPD, derzeitiger Koalitionspartner in der Regierung unter Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), ist verhaltener.

Die SPD sieht neben der Ansiedlungsförderung für ausländische Fachkräfte den Ausbau von Studienkapazitäten zwar als möglichen Weg. Jedoch verweisen die Sozialdemokraten auf die Autonomie der Wissenschaft. Das Land könne nicht vorschreiben, dass der Studiengang angeboten werden müsse, oder festschreiben, wie viele Plätze angeboten werden müssten.

Über Probleme bei den Studienplätzen lägen dem Bildungsministerium keine Erkenntnisse vor – auch nicht mit Blick auf den Wegfall des Studiengangs in Leipzig, so die Antwort der SPD.

Die CDU hingegen will sich für „eine bedarfsgerechte Ausbildung von Apothekern“ einsetzen und die Zahl der Studienplätze um 10 Prozent aufstocken. Denn in absehbarer Zeit sei mit einem Mangel an Apothekern zu rechnen. „Deshalb werden wir einen Neubau des pharmazeutischen Instituts in Jena unterstützen.“

2012 habe es 151 Stellenangebote von Apotheken gegeben, aber nur 18 Bewerber, so die Linke. Die Partei will sich für mehr Studienplätze im Fachbereich einsetzen. Bereits im Januar hatte die Fraktion im Landtag die Landesregierung aufgefordert, die Kapazitäten um 50 Plätze zu erhöhen, weil „schon jetzt jede zweite Apotheke in Thüringen mit nur einer Apothekerin/einem Apotheker besetzt“ sei. Viele Approbierte gingen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. So würden in Thüringen bis 2025 rund 400 Stellen unbesetzt sein.

Die Linke sieht zudem durch die drohende Schließung des Leipziger Instituts eine erhebliche Verschärfung der Ausbildungssituation der Apotheker. Zum Wintersemester bietet das Institut 36 Plätze an. Der Lehrstuhl in Jena nimmt pro Semester rund 80 Studenten auf.

Damit eine flächendeckende Versorgung künftig gewährleistet sei, müssten genügend Apotheker ausgebildet werden, so die Linke. Zudem will die Linke eine schrittweise Umstellung der PTA- und Apotheker-Ausbildung auf das Bologna-System.

Bündnis 90/Die Grünen betonen, dass mit zwei Studienplätzen jeweils nur eine volle Arbeitskraft geschaffen werde, da fast ausschließlich Frauen und diese größtenteils in Teilzeit als angestellte Apotheker arbeiteten. Die Grünen schreiben, dass die unter Schwarz-Gelb in Sachsen abgeschaffte Ausbildung der Pharmazie auch durch eine Aufstockung an der Universität Jena kompensiert werden müsse.

Die FDP schließt sich der Forderung nach mehr Ausbildungsplätzen für Pharmazeuten an: „Konkret wollen wir die Anzahl der Studienplätze in Jena so erhöhen, dass der Wegfall der Ausbildungsstätte Leipzig aufgefangen werden kann.“ Im Januar hatte die Fraktion die Landesregierung aufgefordert, zu prüfen, wie sich die Schließung des Leipziger Pharmazie-Instituts auf die angespannte Fachkräftesituation auswirkt. Zudem sollte geprüft werden, wie weitere Studienplätze im Jenaer Institut den Mangel abmildern könnten.

Die Liberalen betonen aber, dass der Mangel an Haus- und Fachärzten im ländlichen Raum für die Apotheken genauso eine Existenzfrage sei. „Erst fehlt der Arzt, dann stirbt die Apotheke“, schreiben die Liberalen.

Die Apotheker werten die Positionen der Parteien als Erfolg jahrelanger Bemühungen. In der jetzt auslaufenden Legislaturperiode habe man die Probleme kontinuierlich thematisiert und gleichzeitig mit dem „Tag der Pharmazie“ an den Schulen für das Studium geworben.

„Das hat die Pharmazie ein bisschen in den Mittelpunkt gerückt“, sagt Verbandschef Stefan Fink. „Dass wir das Bewusstsein bei den Parteien schärfen konnten, ist ein Durchbruch.“ Lange sei der bestehende und sich verschärfende Apothekermangel nicht wahrgenommen worden.

Die CDU und die Linken, denen die besten Chancen für die Regierungsbildung zugerechnet werden, haben laut Fink den zwingenden Bedarf für einen Neubau erkannt. „Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung“, so Fink. Das Projekt müsse in der kommenden Legislaturperiode angepackt werden. Eine Aufstockung der Studienplätze ginge nur über einen Neubau, da die rund 60 Laborplätze nicht ausreichten. Verband und Kammer fordern rund 40 Studienplätze mehr.

Dass sich die SPD nicht klar positioniert, bedauert Fink, gerade im Hinblick darauf, dass sich die derzeitige Gesundheitsministerin Heike Taubert wieder für das Ministeramt bewirbt. Am höchsten in der Gunst der Wähler liegt aktuell die CDU mit 36 Prozent, die Sozialdemokraten kommen auf 19 Prozent. Die Linke wird mit 27 Prozent vermutlich zweitstärkste Kraft werden. Die Grünen liegen bei 6 Prozent, die AfD bei 4 Prozent und die FDP bei 2 Prozent.

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