Gegengewicht zur Abda

Spezialapotheker gründen XL-Verband

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Berlin -

Der Bundesverband der Versorgungsapotheker (BVVA) will seinen Aktionsradius weiter ausweiten. Konkret geht es um die Versorgung von Hämophilie-Patienten, die Versorgung mit Cannabis-Arzneimitteln und die Betreuung von HIV- und Hepatitis-infizierten Patienten. Gespräche mit den jeweiligen Verbänden über eine Fusion laufen, man will durch Bündelung der Kräfte eine größere Schlagkraft entfalten.

Traditionell vertritt der BVVA (früher: BVKA) die klinik- und heimversorgenden Apotheken; 2018 kamen die Bereiche Palliativ- und Substitutionsversorgung hinzu. Nun will der BVVA als Dachverband auch weitere Themenbereiche der spezialisierten öffentlichen inhabergeführten Apotheken vor Ort bündeln. Seit November 2020 gibt es Gespräche mit Vertretern des Verbands der Hämophilie-Apotheken (VHA), des Verbands der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) und der Deutsche Arbeitsgemeinschaft der HIV kompetenten Apotheken (DAHKA).

Ziel ist es, die politische, rechtliche und wirtschaftliche Schlagkraft der spezialisierten Apotheken zu stärken. Für die Politik soll es eine zentrale Anlaufstelle geben. Der DAHKA-Vorsitzende Erik Tenberken berichtet von einem Schlüsselerlebnis: Die Politik habe bei ihm angerufen und sich nach Spezifika zu Cannabis erkundigt – offenbar in Unkenntnis darüber, dass es dafür einen spezialisierten Verband gibt.

Die Mitgliederversammlung des BVVA machte bei der Jahrestagung in Mainz den Weg durch eine Satzungsänderung frei; zuvor hatten sich die drei potentiellen künftigen Partner vorgestellt.

Der BVVA muss sich nach den Worten seines Vorsitzenden Dr. Klaus Peterseim außerdem neuen Themen wie Telemedizin, Telepharmazie, E-Rezept, E-Medikationsplan und überhaupt den neuen Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung stellen. Rechtssicherheit für die sektorenübergreifende Vor-Ort-Kooperation in der Arzneimittelversorgung will der BVVA über die Krankenhausversorgung und die Heimversorgung hinaus auch für die Arzneimittelversorgung in der ambulanten Pflege, der Versorgung von Palliativpatienten und in der Substitutionstherapie erreichen. Beim digitalen Medikationsplan forderte Peterseim, dass die spezialversorgende Apotheke grundsätzlich, solange der Patient dies nicht ausdrücklich ausschließt, Zugriff darauf erhält, weil sonst keine Aktualisierung und kein Medikationsmanagement im Sinne der Versicherten möglich sei.

Der Vorstand wurde bis zum Ablauf der turnusmäßigen Amtszeit im Mai 2023 wiedergewählt. Peterseim (Dom-Apotheke in Essen) führt den Verband als Vorsitzender, ihm zur Seite stehen als stellvertretende Vorsitzende weiterhin Karl-Heinrich Reimert (Marien-Apotheke in Göttingen) und Achim Gondermann (Neue Amtsapotheke in Bad Camberg). Michael Marxen (Kronen-Apotheke in Wesseling) wurde als Schatzmeister, Christian Suter (Falken-Apotheke in Gründau) als Schriftführer wiedergewählt.

Für die neue Geschäftsführerin Christiane Müller, die seit Anfang 2021 die gemeinsame Geschäftsstelle des BVVA und des Verbands der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) in Berlin leitet, war es die erste Jahrestagung in persönlicher Präsenz. Ihr Vorgänger Dr. Rötger von Dellingshausen wurde nach zehn Jahren als Geschäftsführer beider Verbände mit einer ausführlichen Laudatio verabschiedet.

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