Apothekenzahl

Schmidt: Suboptimale Bedingungen

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Berlin -

346 Schließungen, 154 Neueröffnungen: Im vergangenen Jahr sind nach Zahlen der ABDA 192 Apotheken aus dem Markt ausgeschieden. Vor allem Einzelapotheken wurden aufgegeben; teilweise konnten Schließungen durch den Übergang in Filialapotheken aufgefangen werden. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sieht verschiedene Ursachen.

Laut ABDA ist die Zahl der Apotheken auf 20.249 gesunken. Damit gab es 1353 Apotheken weniger als 2008, als die Zahl auf dem bisherigen Höchststand war. „Die sinkende Zahl an Apotheken in Deutschland hat nicht eine, sondern viele Ursachen“, kommentiert Schmidt. „Der Wettbewerb zwischen den Apotheken auf lokaler Ebene ist intensiv. Gerade kleinere Apotheken können da in betriebswirtschaftliche Schieflagen geraten.“

Auch die Suche nach pharmazeutischem Fachpersonal oder nach einem Nachfolger für den älter werdenden Inhaber sei auf dem Land oft schwierig, so Schmidt weiter. Vor allem aber seien die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen auf Bundesebene „nicht optimal“. „Niedergelassene Apotheker und ihre potenziellen Nachfolger brauchen Planungssicherheit, um Investitionen in die Zukunft angehen zu können. Daran fehlt es aber, gerade im Hinblick auf eine berechenbare Entwicklung der Vergütung. Eine jederzeit und überall funktionierende Arzneimittelversorgung durch öffentliche Apotheken braucht verlässliche wirtschaftliche und ordnungspolitische Rahmenbedingungen.“

Bereits vor einem Jahr hatte Schmidt fast wortgleich den harten Wettbewerb und die fehlende Planungssicherheit als Problem im Zusammenhang mit dem Rückgang bei der Apothekenzahl gesehen: „Etwa ein Viertel der Apotheken ist in einer betriebswirtschaftlich schwierigen Situation“, so Schmidt damals.

Die größten Verluste waren in Baden-Württemberg, Hamburg, Nordrhein und Rheinland-Pfalz zu verbuchen. Bremen – in den vergangenen Jahren prozentual häufig unter den Verlierer – konnte 2015 als einziges Bundesland ein Plus verbuchen.

Die meisten Apotheken schlossen in Bayern: 58 Betriebsstätten wurden aufgegeben. Dem standen allerdings auch 28 Neueröffnungen gegenüber. Insgesamt gab es in dem Freistaat 3236 Apotheken, 0,92 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Saldo landet Bayern damit auf Platz 3 der Länder mit den meisten Schließungen.

Das größte Minus hat 2015 Baden-Württemberg zu verbuchen: Auf 52 Schließungen kamen nur 14 Eröffnungen und damit ein Verlust von 38 Apotheken beziehungsweise 1,3 Prozent. Zum Jahresende gab es noch 2578 Apotheken. Der Kammerbezirk Nordrhein folgt mit einem Minus von 36 Apotheken: 55 Apotheken wurden geschlossen, 19 neu eröffnet – Ende 2015 gab es noch 2312 Betriebsstätten, 1,53 Prozent weniger als Ende 2014.

Prozentual gab es in Hamburg den größten Rückgang – um 1,89 Prozent: Von den ursprünglich 423 Apotheken schlossen im Jahresverlauf zehn, nur zwei wurden neu eröffnet. Umgekehrt war der Effekt in Bremen. Mit zwei Eröffnungen und einer Schließung liegt Bremen nicht nur im Plus, sondern kann auch einen Anstieg von 0,66 Prozent verzeichnen – auf 152 Apotheken.

Trotzdem ist Bremen auch in diesem Jahr das Bundesland mit der niedrigsten Apothekendichte: Auf 100.000 Einwohner kommen nach wie vor nur 23 Apotheken. Damit gibt es in Bremen weniger Apotheken für die Bevölkerung als in Brandenburg: Dort kommen immerhin 23,4 Apotheken auf 100.000 Einwohner. Knapp darüber liegt Hamburg mit einer Apothekendichte von 23,5.

Deutschlandweit liegt die Apothekendichte bei 24,9 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Ebenfalls unterdurchschnittlich versorgt sind Baden-Württemberg (24,1), Schleswig-Holstein (24,2), Sachsen (24,4) sowie Berlin und Nordrhein-Westfalen (jeweils 24,6). Hessen liegt genau im Durchschnitt. Statistisch besser versorgt sind die Einwohner von Niedersachsen (25,4), Bayern (25,5), Mecklenburg-Vorpommern (25,6), Thüringen (25,8) und Westfalen-Lippe (25,9) – aber alle liegen unter dem EU-Durchschnitt von 31 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Den erreicht lediglich das Saarland mit einem Wert von 31,6.

Im Saarland gab es zum Jahreswechsel noch 313 Apotheken – genauso viele wie die ABDA für 2014 verzeichnete. Im Nachbarland Rheinland-Pfalz ging die Apothekenzahl hingegen um 1,33 Prozent zurück: 1039 Apotheken gab es zum Jahresende, 14 weniger als Ende 2014. In Schleswig-Holstein war ein Minus von 1,15 Prozent auf 685 Apotheken zu verbuchen. In Westfalen-Lippe ging die Apothekenzahl um 0,98 Prozent zurück und sank auf 2020 Betriebsstätten. In Hessen (0,72 Prozent) und Niedersachsen (0,6 Prozent) waren das Minus unterdurchschnittlich.

In den neuen Bundesländern waren die Rückgänge wie in den vergangenen Jahren mäßig: In Sachsen gab es zum Jahresende noch 989 Apotheken (-0,2 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern 409 Apotheken (-0,24 Prozent), in Brandenburg 576 Apotheken (-0,52 Prozent) und in Berlin 854 Apotheken (-0,52 Prozent). Thüringen fällt mit einem Minus von 0,71 Prozent etwas raus. In dem Freistaat gab es zum Jahresende noch 557 Apotheken.

Laut ABDA liegt die Zahl der Apotheken mit 25 pro 100.000 Einwohnern unter dem EU-Durchschnitt mit 31 Apotheken pro 100.000 Einwohnern.

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