Schleswig-Holstein

Senioren Union kritisiert Notdienst

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Berlin -

Fünf Monate nach dem Start des neuen Notdienstsystems muss die Apothekerkammer in Schleswig Holstein (AKSH) die Neuerungen verteidigen: Die Wege seien deutlich länger geworden, kritisierte die Senioren Union (SU). Sie fordert die Kammer auf, wieder zur alten Notdienst-Regelung zurückzukehren. Auch in Westfalen-Lippe hatte die SU die Regelung abgelehnt. Die AKSH bleibt gelassen und winkt ab. Stattdessen sei eine Ausweitung der Öffnungsmöglichkeiten an Sonn- und Feiertagen im Gespräch.

Seit Januar errechnet in Schleswig-Holstein eine Software anhand von Geodaten die Verteilung der Notdienste. Das neue System soll die Dienste gerechter verteilen: Jede Apotheke soll Notdienst leisten, aber keine mehr als einmal pro Woche, maximal 45 Dienste im Jahr.

„Diese Neuregelung des Apothekendienstes gehört auf den Prüfstand“, fordert die SU. „Wer alt ist, wer nicht mobil ist, wer auf dem Lande lebt, der ist der Betrogene“, sagte Landesvorsitzender Wolfgang Börnsen im Flensburger Tageblatt. Er kritisierte, dass die Bewohner in manchen Gegenden annähernd bis zu 40 Kilometer zurücklegen müssten. Die Notdienstreform sei „ein Schlag ins Gesicht des ländlichen Raums“.

Der Weg sei umso länger, je geringer die Bevölkerungsdichte sei, sagte der Vorsitzende der SU Stormarn, Hubert Priemel im Stormarner Tageblatt: Hamburger Apotheken an der Grenze zu Stormarn seien nicht einbezogen worden, so die Kritik. In der ärztlichen Versorgung gebe es Verzahnungen zu Hamburg. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Leute zwischen den Städten hin und her geschickt würden, so Priemel. In manchen Städten müssten Bürger bis zu 20 Kilometer mit dem Auto fahren.

Die Apothekerkammer kennt die Kritik bereits, weist sie aber zurück: „Wo Veränderungen sind, ist auch Kritik“, so der Justiziar Dr. Karl-Stefan Zerres. Schon zuvor habe es in einigen Regionen Entfernungen von deutlich mehr als 30 Kilometern gegeben. Er gibt zu, dass in bestimmten Regionen in Ausnahmefällen die Wege weiter geworden seien als vor der Reform. Dies sei bewusst in Kauf genommen worden.

In Kreisstädten etwa wurde der Notdienst bisher zentriert organisiert, dort komme es nun vor, dass die Bürger aus den Städten heraus fahren müssten. Auch dies habe es aber früher manchmal gegeben. „Und in Grenzbereichen haben Sie immer Probleme“, sagt Zerres, weil es eben keine einheitlichen Notdienststrukturen gebe. Das neue System werde regelmäßig geprüft, das nächste Mal soll es auf der Kammerversammlung Anfang Juni diskutiert werden. Eine Abkehr schließt er aber aus, das System habe sich bislang bewährt.

Stattdessen überlegt man in der Kammer, in Orten mit ärztlicher Notfallpraxis den Apotheken zu ermöglichen, an Sonn- und Feiertagen zu öffnen. Dies würde laut Zerres rund 35 Orte betreffen. Denkbar sei eine Ausnahmeregelung, wie sie bereits in Badeorten besteht. Zerres glaubt, dass Apotheken von der Möglichkeit Gebrauch machen würden: Außerhalb von Sonn- und Feiertagen gebe es bereits eine Vielzahl von Apotheken im Land, die bis 21 Uhr geöffnet hätten.

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