Sachsen

Apotheker und Ärzte: Datentausch und Pöbelsperre

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Berlin -

Apotheker und Ärzte in Sachsen haben ein Strategiepapier für eine intensivere Zusammenarbeit verabschiedet. Trotz guter Basis müsse die Zusammenarbeit weiter verbessert werden, so die Erklärung der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK) und der Sächsischen Ärztekammer. Im Fokus steht unter anderem der Informationsaustausch zwischen den Heilberuflern. Außerdem verordnen sich die Heilberufler gemeinsam weniger Polemik gegen den jeweils anderen.

Nach Auffassung der beiden Kammern sollen die in den Arztpraxen und den Apotheken verwendete Softwaresysteme und Datenbanken besser koordiniert werden. Fachliche Entscheidungen müssten auf Grundlage der gleichen Informationen getroffen werden, heißt es in dem Strategiepapier. Der Datenaustausch sei „unumgänglich“, um eine hohe Arzneimitteltherapiesicherheit zu erreichen.

Bereits mehrfach hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gefordert, dass ihnen die Apothekenrechenzentren für das Medikationsmanagement nicht anonymisierte Daten liefern. Dem Interesse der Ärzte am Datenschatz der Apotheker begegneten viele Pharmazeuten bisher eher skeptisch. Trotz der nachdrücklichen Forderungen der Ärzteschaft hielt sich die ABDA mit einer eindeutigen Aussage bisher zurück. Nun scheint die SLAK, deren Chef ABDA-Präsident Friedemann Schmidt ist, zumindest im Rahmen einer Kooperation auf Landesebene einen Schritt auf die Ärzteschaft zuzugehen.

Nicht nur beim Datenaustausch wollen sächsische Ärzte und Apotheker miteinander besser kooperieren. Es gehe darum, „in beiden Berufsgruppen Verständnis für eine gegenseitige Kommunikation“ zu schaffen. Obwohl berufsrechtliche Abgrenzung zwischen Ärzten und Apothekern geregelt sei, gebe es in der tägliche Praxis „immer wieder Detailfragen“, die schnell und unbürokratisch gelöst werden müssten.

Dies betrifft aus der Sicht der Kammern die Information des Arztes über nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel, die dem Patienten durch den Apotheker empfohlen oder durch den Patienten in der Apotheke als Selbstmedikation erworben werden. Mit der bundesweiten Einführung des Medikationsplans nehme der Abstimmungsbedarf noch wesentlich zu.

In dem Papier regen die Apotheker- und Ärztekammer außerdem an, die gemeinsame Fortbildung auszubauen und nach Bedarf regionale Qualitätszirkel einzurichten. Die Ausbildung des jeweiligen Nachwuchses wollen die Kammern „im Sinne einer umfassenden Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker“ gestalten. Ein solcher bundesweit einmaliger Modellstudiengang entsteht derzeit in Leipzig. Dort sollen künftig Apotheker und Ärzte gemeinsam studieren.

Auch in der politischen Arbeit wollen die beiden Kammern sich besser abstimmen. „Die Politik soll wissen, dass sich beide Berufsgruppen bei inhaltlichen Fragen austauschen“, heißt es in dem Papier. Es soll deutlich werden, dass es sich bei den Forderungen nicht um isolierte, sondern um abgeglichene Forderungen beider Berufsgruppen handelt. Im Fall von gegensätzlichen Positionen wollen die Kammern „Mechanismen zur gegenseitigen Information und gemeinsamen Problemlösung“schaffen - einen „kurzen Draht“. So will man „undifferenzierte gegenseitige Kritikäußerungen“ vermeiden.

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