Resistenzen

Gröhe: Zehn Punkte gegen Krankenhauskeime

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Berlin -

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will laut einem Zeitungsbericht mit einem Zehn-Punkte-Plan gegen die wachsende Gefährdung von Patienten durch multiresistente Krankenhaus-Keime vorgehen. Das geht aus einem internen Papier seines Ressorts vor, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Demnach sterben in Deutschland pro Jahr 12.000 bis 15.000 Menschen in den Kliniken, weil sie sich dort mit einem Keim infizieren, gegen den keine Medizin hilft. Gröhes Experten gehen davon aus, dass sich das Problem in Zukunft noch verschärfen wird.

Vorgesehen ist nun unter anderem, die Meldepflichten beim Auftreten besonders gefährlicher Keime zu verschärfen. Die Kliniken sollen auch verpflichtet werden, regelmäßig Informationen über die Hygienestandards im Haus zu veröffentlichen und zwar in einer Sprache, die von den Patienten auch verstanden wird. Für die Ärzte und das Pflegepersonal im Krankenhaus, aber auch in den Arztpraxen soll es verpflichtende Fortbildungen geben.

Der Gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), stärkt seinem Parteikollegen den Rücken: „Jedes Jahr infizieren sich in deutschen Krankenhäusern immer noch tausende von Patienten völlig unnötig mit multiresistenten Keimen, oft mit tragischem Verlauf.“

Zwar sei in den vergangenen Jahren viel für mehr Hygiene in den Häusern getan worden, etwa durch die strengere Richtlinien und die finanzielle Unterstützung entsprechender Fortbildungen. „Aber Minister Gröhe hat recht, wir müssen hier dran bleiben und noch besser werden. Das Thema muss jedem, der im Krankenhaus tätig ist, ständig präsent sein. Jede Infektion, die vermieden werden kann, muss vermieden werden.“

Auch der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, befürwortet den Vorstoß. Die Maßnahmen seien ehrgeizig; jedoch fehlten tragfähige Vorschläge für eine solide Finanzierung. Diese müssten mindestens zeitgleich mit den Strukturvorschlägen verabschiedet werden, „sonst bleibt alles nur bloße Willenserklärung ohne Chance einer vernünftigen Umsetzung“.

Zudem fehlten weitere wichtige Reformschritte: Nach der Novellierung des Infektionsschutzgesetzes habe die BÄK bereits 2011 eine curriculare Fortbildung „Krankenhaushygiene“ aufgelegt. Diese sei jedoch nur als Übergangslösung gedacht gewesen, um kurzfristig und flächendeckend genügend Ärzte entsprechend zu qualifizieren.

Für eine dauerhafte Lösung müssten Bund und Länder jetzt nachlegen. Die Strukturen im Bereich der Krankenhaushygiene müssten unter anderem durch den Ausbau von Lehrstühlen und Instituten so gefördert werden, dass ausreichend qualifizierte Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin sowie für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie zur Verfügung stünden.

Kürzlich hatte der Berufsverband der Deutschen Chirurgen vor den zunehmenden Gefahren durch Krankenhauskeime gewarnt. Die Ärzte forderten schärfere Gesetze im Kampf gegen multiresistente Keime. Wichtig sei, bereits bei der Entstehung der Keime anzusetzen und nicht erst im Krankenhaus zu handeln. Laut dem Verband stammten die Keime selten aus den Kliniken selbst, sondern würden hineingeschleppt.

Erst kürzlich waren im Uniklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) 31 Patienten mit einem multiresistenten Erreger befallen worden. Der Erreger Acinetobacter baumannii wurde auf einen Türkei-Urlauber zurückgeführt und war gegen fast alle Antibiotika resistent. Von den 31 Patienten starben 13 – davon zehn den Ärzten zufolge aber nicht am Keim, sondern an ihren vorher bestehenden Erkrankungen.

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