Telemedizin

Apotheker und Ärzte testen Bildtelefon

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Berlin -

Fingertipp statt Warteschlange: Die AOK Rheinland/Hamburg testet in der nordrhein-westfälischen Stadt Gorch seit einem Jahr Bildtelefone für pflegebedürftige Senioren. Die Versicherten kommunizieren per Bildschirm mit Apothekern oder Ärzten. Projektpartner ist die Deutsche Telekom, die auch mit der niederländischen Versandapotheke DocMorris zusammenarbeitet.

Die Kasse hat im vergangenen Jahr 40 Senioren – meist mit Betreuungsbedarf – 30 Angehörige, sechs Apotheken, zwei Ärzte sowie drei Pflegedienste mit Computern ausgestattet. Das Projekt läuft unter dem Stichwort Vitalig (versorgtes, interaktives, technikgestütztes, altersgerechtes Lebens in Goch).

Die Senioren können sich per Fingertipp verbinden lassen. Auch ein Sanitätshaus, ein Lebensmittellieferdienst und die AOK können angerufen werden. Außerdem werden aktuelle Informationen sowie Wetter und Uhrzeit angezeigt. Das Projekt solle den Senioren möglichst lange ein selbstständiges Leben ermöglichen, so ein AOK-Sprecher.

Die Versicherten melden sich laut AOK jeden dritten Tag bei Apotheken, Ärzten oder Pflegediensten. Die Auswertung der ersten zwölf Monate ergab außerdem, dass am liebsten Angehörige angerufen werden. Bei der Kasse selbst klingelte es zweimal am Tag. Das Projekt soll noch bis Juni 2015 laufen.

Das Projekt wird von der Kasse finanziert, die Bildtelefone und der technische Service werden von der Telekom gestellt. Der Versicherte kann sich mit einem Fingertipp auf den Bildschirm direkt in die Apotheke verbinden lassen. Die Mitarbeiter sind per Kamera und Tablet zugeschaltet und kommunizieren über ein Telefon mit dem Kunden.

Die Herzogen Apotheke aus Goch ist seit Beginn dabei. Per Bildschirm nimmt ein Apothekenmitarbeiter im Schnitt drei- bis viermal pro Woche Kontakt zu einem Senioren auf. Meistens gehe es um Bestellungen von OTC- oder Rx-Medikamenten, sagt Filialleiter Everaldo Leite Rangel. Die Kunden fragten aber auch nach der korrekten Einnahme oder nach Wechsel- und Nebenwirkungen.

Einen Kontakt zwischen Apotheke und Arzt gebe es über das Bildtelefon aber nicht. „Ich finde das Angebot super für Menschen, die nicht so mobil sind“, sagt Leite Rangel. Auch die Umsetzung funktioniere: Nur vor etwa zwei Monaten habe es technische Probleme bei der Verbindung gegeben, die jedoch schnell von der Telekom gelöst worden seien.

Laut AOK wird Vitalig auf landes- und bundespolitischer Ebene mit Interesse verfolgt. Im vergangenen Sommer hatten sich die SPD-Bundestagsabgeordneten Barbara Hendricks und Carola Reimann über das Projekt informiert. Ob die Bildtelefone auch in weiteren Städte installiert werden, soll laut AOK nach der Auswertung entschieden werden.

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