Überraschungen

Nikolaus oder Knecht Ruprecht?

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Berlin -

„Niklaus, Niklaus, lieber Mann, Klopf an unsre Türe an! Wir sind brav, drum bitte schön, lass den Stecken draußen stehn!“ Wer bekommt in diesem Jahr vom Nikolaus ein Geschenk? Wer muss die Rute von Knecht Ruprecht fürchten? Wenn die Apotheker das Goldene Buch schreiben würden, müssten sich Einige aus der Branche Sorgen machen.

Rute für Christian Lindner, denn man soll nicht undankbar sein. Die Apotheker sind den Liberalen lange treu geblieben, als viele sich schon von der FDP abgewandt hatten – vielleicht wegen der Freiberuflichkeit. Dass Lindner mit seinem FAZ-Naturschutz-Kommentar an einem neuen Image arbeitet, sollte nicht zu Lasten potenzieller Wähler gehen.

Geschenk für Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Ja, die geplanten Honorarerhöhungen für Rezepturen und BtM sind nicht gerade üppig. Aber der Minister verbietet zusätzlich Zyto-Ausschreibungen und Online-Rezepte. Für seinen Vorstoß beim Rx-Versandverbot musste er viel öffentliche Prügel einstecken und sich als Apothekenminister schelten lassen.

Geschenk für Kai Peter Siemsen, der Mann soll nicht nur an sich denken. Weil er im Sinne der Einheit des Berufsstandes nach dem EuGH-Urteil seine Kandidatur zurückzog, kann sich Friedemann Schmidt morgen in Ruhe erneut zum ABDA-Präsidenten wählen lassen. Ein bisschen mutlos wirkte das aber auch, deshalb gibt es nur ein kleines Geschenk.

Geschenk für Friedemann Schmidt, denn man soll sich stets redlich bemühen.

Rute für Professor Dr. Karl Lauterbach, man soll nicht nachtragend sein: Lehnt ein Rx-Versandverbot schon aus Prinzip ab. Für eine Honorarreform als Reaktion wirbt er vermutlich nur, weil er weiß, dass die nicht mehr in dieser Legislatur kommt.

Geschenk für den PTA des Jahres, denn man soll für alles offen sein. Und Sebastian Giemsch ist nicht nur in seinem Beruf spitze, er singt auch noch in einer Metal-Band. Der einzige, der St. Nikolaus und seinen Begleiter glücklich macht.

Rute für die AOK, denn man soll nicht gierig sein. In der Versorgung von Krebspatienten wollte die Kasse mit allen Mitteln sparen. Andere Kassen zogen nach. Auf die aktuellen Zustände reagiert die Politik mit einer Gesetzesänderung. Wer nicht hören will, muss fühlen.

Geschenk für Wilfried Hollmann, denn zum Abschied soll man versöhnlich sein.

Geschenk für Hartmut Retzlaff, denn man soll die Familie ehren. Bei Stada sind allerdings jetzt andere Werte gefragt, weshalb Mr. Stada von Bord gehen musste.

Geschenk für helfende Apotheker, denn man soll barmherzig sein. Auf die Flüchtlingskrise reagierten bundesweit Apotheker mit tollen Aktionen. Sie haben geholfen und andere ermutigt, sich auch zu engagieren. Andere unternahmen im Kleinen etwas, ohne darüber zu reden. Beides ist toll.

Geschenk für dm, denn man soll sich treu bleiben. Die Drogeriekette hat Apothekenkosmetik aus dem Sortiment genommen. Weil es jetzt weniger Geschenkartikel in den Filialen gibt, bringt wenigstens der Nikolaus etwas nach Karlsruhe.

Rute für die EuGH-Richter, denn man soll fleißig sein. Die EU-Richter waren aber offenbar schlecht vorbereitet. Das Urteil zu Rx-Boni ist wahrlich keine Meisterleistung. Juristen schlagen ob der Begründung aus Luxemburg die Hände über dem Kopf zusammen.

Geschenk für DocMorris, denn man soll beharrlich sein. Zum Schluss hat die Versandapotheke ihre Rx-Boni doch noch vor den EuGH gebracht und durchgeboxt. Die Rute gibt es für die Nichtbeachtung rechtskräftiger Urteile.

Geschenk für frei Öl, denn man soll auch mal ungefragt schenken. Der Nikolaus bringt in diesem Jahr ein Jubiläumspaket. Wenn er keinen Brief zurückbekommt, bringt er Weihnachten noch ein HV-Display (kostenpflichtig).

Rute für das Bundeskartellamt, denn man soll nicht misstrauisch sein. Alle Großhändler wurden durchsucht wegen vermeintlich illegaler Absprachen. Die Betroffenen können sich aber gar nicht an eine Friedenspflicht erinnern, die Apotheker auch nicht an eine vorangegangene Rabattschlacht. Beweise bitte, sonst Rute.

Geschenk für Almased, denn man soll konsequent sein. Ein Großhändler hat das Diätpulver an Kaufland und Netto verkauft und das sollte er nicht. Also hat der Hersteller die Geschäftsbeziehung beendet. Gibt eine kalorienarme Weihnachtsgans zur Belohnung.

Rute für Lars Horstmann, denn man soll sich nicht verstellen. Der easy-Chef gab sich als Mitarbeiter aus und erschreckte die Kollegen in den Filialen und der gleichnamigen Versandapotheke. War lustig, aber verkleiden darf sich nur der Nikolaus (und Knecht Ruprecht).

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