Aufklärung über Apotheken

MVDA verschickt Faktenblatt an Landräte

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Berlin -

Die Apothekenkooperation MVDA/Linda hat eine eigene Informationskampagne gestartet. Gestern wurden Faktenblätter zur Lage der Apotheken an Landräte und Bürgermeister in ganz Deutschland verschickt. Gefordert wird die dringend benötigte Honoraranpassung für Apotheken.

„Forderung nach dringend benötigter Honoraranpassung für Apotheken“, lautet die Überschrift des Briefs von Vizepräsident Dirk Vongehr und Daniela Kolb, Leiterin Arbeitskreis Gesundheitspolitik. Der bundesweite Apothekenprotesttag am 14. Juni habe gezeigt, wie groß die Not und Existenzängste der Apothekenmitarbeiter:innen sei: „Diese noch nie dagewesene Einigkeit zeigt mehr als deutlich, dass die Institution Apotheke am Anschlag ist und vor dem GAU steht. Nur die Tatsache, dass Einzelunternehmer:innen mit ihrem berühmten ‚letzten Hemd‘ bürgen, hat ein größeres Erdbeben bisher verhindert.“

Selbstausbeutung aus sozialer Verantwortung, Einsatzwillen für die Kundschaft, Einsatz über die persönliche Leistungsgrenze von Inhaber:innen wie Mitarbeitenden hinaus – all dies übertünche nur die Probleme und sei ein letztes Aufbäumen in der Hoffnung auf
Anerkennung unserer Leistungen für das Gemeinwohl, so Vongehr und Kolb. „Diese Anerkennung wäre die längst überfällige Anpassung des seit 2004 von der Inflation abgekoppelten Honorars auf Grundlage steigender Kosten und zunehmender ausgabenintensiver, aber nicht honorierter Leistungen, die den Apotheken zusätzlich aufgebürdet wurden. Das Gegenteil ist geschehen, denn der Gesetzgeber hat stattdessen sogar den Apothekenabschlag an die Krankenkassen im Februar dieses Jahres erhöht und somit das Packungshonorar gekürzt. Große wie kleine, Stadt- wie Landapotheken stehen vor großen Problemen.“

In den vergangenen Jahren seien die immer schlechteren Rahmenbedingungen „stillschweigend durch Effizienzsteigerungen in den Betrieben aufgefangen“ worden, „doch nun ist die Zitrone endgültig ausgepresst“.

Fixhonorar erhöhen

Konkret gefordert wird die dringend benötigte Honoraranpassung für Apotheken. „Immer mehr Betriebe verlieren ihre Zukunftschancen. Das angeführte Durchschnittseinkommen erreichen 60 Prozent der Inhaber:innen nicht.“ Die restlichen 40 Prozent würden traurigerweise nur durch fehlendes Personal und somit nicht besetzter Stellen auf den Durchschnitt kommen. „Die Folge sind 80-Stundenwochen plus“, so Vongehr und Kolb.

„Auf einer derartigen finanziellen Basis ist keine Apotheke dauerhaft wirtschaftlich zu betreiben und notwendige und verpflichtende Investitionen wie E-Rezept oder Securpharm schon gar nicht zu stemmen. Immer mehr Betriebe werden derzeit unverkäuflich, mit der Folge des Verlustes der eigenen eingeplanten Altersvorsorge für die Inhaber:innen und allen resultierenden Nachteilen für die Bevölkerung gerade in der ländlichen Versorgung.“

„Es ist 5 nach 12, die Apothekenhonorierung muss der Inflation angepasst werden! Wir unterstützen daher ausdrücklich die Forderung der Abda, das Fixhonorar auf 12 Euro netto zu erhöhen. Nur mit dieser Honoraranpassung können wir unseren Mitarbeitenden die längst überfällige und wertschätzende Lohnanpassung bezahlen, so wie sie zum Beispiel im öffentlichen Dienst über die letzten Jahre längst selbstverständlich ist.“

Eindringlich wird an die Lokalpolitiker appelliert: „Wir bauen auf Ihre Unterstützung, damit wir auch morgen noch sowohl in der Stadt als auch in der Fläche Sie und Ihre Wähler:innen mit Arzneimitteln versorgen können. Wir wissen, dass es in Zeiten leerer Kassen schwieriger wird, aber Apotheker:innen haben sich jahrelang zurückgehalten und verdienen Ihre Unterstützung heute mehr denn je. Unsere Kundschaft steht hinter uns, denn sie kann abschätzen, was es für sie bedeutet, wenn ihr verlässlicher und häufig erster Ansprechpartner, die Apotheke vor Ort, nicht mehr da ist.“

Mit dem Protest am 14. Juni habe man nur den Anfang gemacht. „Wir sind bereit, Seite an Seite mit unseren Kund:innen weitere aufmerksamkeitswirksame Aktionen folgen zu lassen und unseren Forderungen damit Nachdruck zu verleihen. Wohin unzufriedene Wähler:innen abwandern, wurde uns gerade in Sonneberg schmerzlich vorgeführt. Daher: Lösen Sie unser Problem und lassen Sie nicht zu, dass niederschwellige, funktionierende und verlässliche Strukturen leichtfertig unwiederbringlich zerstört werden. Nutzen Sie Ihre Ihnen vom Volk verliehene Macht und handeln Sie!“

Im Faktenblatt werden die täglichen Herausforderungen genannt:

  • Apotheken müssten aus dem Festzuschlag die Gemeinwohlpflichten und andere Leistungen querfinanzieren. Beispiele seien Securpharm, das Erfüllen der Rabattverträge, Inkasso der Versichertenzuzahlungen für die GKV, elektronische Kostenvoranschläge. Zusätzliche Aufgaben seien ohne Anhebung des Festzuschlags einfach verpflichtend dazugekommen.
  • Es gebe keine gesetzliche Regelung für eine regelmäßige Anpassung des Festzuschlags anhand einer belastbaren Methodik, was gerade bei hohen Inflationsraten und steigenden Lohnkosten problematisch sei.
  • Umsatztreiber im GKV-Bereich seien allein die immer teureren innovativen Medikamente, derer Kostenanteil sich mittlerweile auf 38 Prozent belaufe; dadurch belasteten sie überdurchschnittlich die Arzneimittelausgaben und steigerten die Umsätze der Apotheken deutlich, ohne dass daraus relevante Ertragssteigerungen für die beliefernden Apotheken resultierten.
  • Höhere Packungszahlen erhöhten nicht automatisch den Gewinn, sondern verursachten auch Mehrarbeit, die mehr Personal und zusätzliche Ausstattung erforderten.
  • Apotheken benötigten Planungssicherheit für notwendige Investitionen, eine angemessene Honorierung der Mitarbeitenden und für ein faires Auskommen zukünftiger Inhabergenerationen.
  • Mit pharmazeutischen Dienstleistungen als zusätzliche Honorarsäule könnten neue Einnahmen generiert werden, durchschnittlich 8200 Euro pro Jahr und Apotheke. Diese erforderten jedoch zwingend einen höheren Personaleinsatz. Der Etat von 150 Millionen Euro sei vor diesem Hintergrund nicht ausreichend, da die Leistungen nicht kostendeckend und schon gar nicht ertragssteigernd zu erbringen seien.
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