Kommentar

Wischiwaschi-Peer

, Uhr
Berlin -

Geschafft: „Steinbrück steht zur traditionellen Apotheke“ läuft über die Nachrichtenticker. Ein seichtes Interview in der „Apotheken-Umschau“ hat gereicht, um die Zweifel an der Haltung der SPD zum Thema Apothekenketten zu zerstreuen. Mehr als das „eindeutige Ja“ zur inhabergeführten Apotheke gibt es auf Nachfrage deshalb auch nicht. Vor allem kein „klares Nein“ zu Apothekenketten.

Würde sich ein SPD-Kanzlerkandidat im Wahljahr nicht mit den Besitzbeschränkungen von Apotheken befassen, wäre das schon verzeihlich: Die Themen sind zahlreich, für Details gibt es Experten. Jedoch: Steinbrück hat sich dazu geäußert. Nur ist das vermeintliche Bekenntnis genau dasselbe Wischiwaschi, mit dem die Gesundheitspolitiker der Sozialdemokraten die Apotheken seit Monaten einlullen.

Würde das „eindeutige Ja“ bedeuten, dass der SPD-Spitzenkandidat gegen Apothekenketten ist, dann wäre das sehr leicht klarzustellen. Aber auf diese Gegenfrage heißt es auch bei Steinbrück nur hartnäckig, mehr gebe es zum Thema nicht zu sagen. Das ist wiederum vielsagend. SPD-Gesundheitsexperte Professor Dr. Karl Lauterbach taktiert ähnlich.

Warum schwimmen die Sozialdemokraten in dieser Debatte so elend? Einen Absturz in der Gunst der Apotheker müssen sie kaum befürchten – besonders tief fallen können sie bei dieser Wählergruppe nicht. Doch es könnte zur Taktik gehören, die Apotheker im Unklaren zu lassen: Sollte es die SPD im Herbst in die Regierung schaffen, hätte man mit der Kettendrohung ein gutes Druckmittel gegen die Apotheken in der Hand, wenn die Debatte um obligatorische Spargesetze ansteht.

Also bleibt Steinbrück im Vagen: Die Arzneimittelversorgung solle „möglichst flächendeckend“ aufrecht erhalten werden, sagt Steinbrück der Umschau. Aber wie viele Apotheken sind „möglichst“ und wer soll das eigentlich sicherstellen? Und vor allem: Wer auf der Welt würde das Gegenteil wollen? Als gesundheitspolitische Zielsetzung würde demnach auch reichen: „Wir wollen, dass immer alle gesund sind.“

Und so geht es weiter: Die Rolle der Apotheken solle 2017 „nicht wesentlich anders als jetzt“ aussehen. Kann heißen: so wie heute. Kann aber auch heißen: In jeder Apotheke soll weiterhin ein Apotheker beschäftigt sein – egal wem die Apotheke gehört. Ex-Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle hätte ja auch nie verlangt, dass die Politik inhabergeführte Apotheken verbietet.

Für konkrete Positionen zum Thema verweisen Steinbrücks Mitarbeiter auf die Gesundheitspolitiker der Partei. In spätestens zehn Tagen soll das komplette Kompetenzteam stehen, inklusive eines Experten für Gesundheitsfragen. Vielleicht hat der ja eine Meinung zu Apothekenketten – und darf sie laut aussprechen.

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