Nutzenbewertung

KKH: Alle Arzneimittel bewerten

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Berlin -

Erstmals verhandeln Pharmahersteller und Krankenkassen über den Preis eines neuen Medikaments – doch die Krankenkasse KKH-Allianz fordert weit größere Einsparungen bei Arzneimitteln als durch die Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) absehbar sind. „Es reicht nicht, nur die neuen Medikamente zu bewerten“, sagte Kassenchef Ingo Kailuweit.

 

Hintergrund ist die jüngste Entscheidung des G-BA zu dem Thrombozytenaggregationshemer „Brilique“ (Ticagrelor) von AstraZeneca. Das Gremium hatte erstmals einem neuen Mittel gemäß Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) einen zusätzlichen Nutzen im Vergleich zu einer bisherigen Therapie bescheinigt. Damit ist der Weg frei für Preisverhandlungen zwischen dem GKV-Spitzenverband und dem Hersteller.

Dieses Verfahren wird jedoch vorerst nur auf neue Mittel angewendet. Das ist Kailuweit ein Dorn im Auge: „Es gibt bereits heute eine Vielzahl von patentgeschützten Arzneimitteln im Bestandsmarkt, für die die Krankenkassen überteuerte Preise zahlen müssen, obwohl der Zusatznutzen zu hinterfragen ist“, so Kailuweit. Ein Beispiel für besonders teure Medikamente seien Präparate zur Behandlung von Tumorerkrankungen.

Nach einer Auswertung der KKH-Allianz seien die Kosten für diese Mittel zwischen 2004 und 2010 um 167 Prozent gestiegen. Ein Krebsmedikament kostete 2010 im Durchschnitt fast 1000 Euro. „Es geht nicht darum, das Arzneimittelangebot für die Patienten einzuschränken“, betonte der Kassenchef, „denn der Marktzutritt neuer Arzneimittel ist nach wie vor sofort nach der Zulassung möglich“.

Bereits vor einem Monat hatte der G-BA-Vorsitzende Dr. Rainer Hess gefordert, auch Arzneimittel zu bewerten, die schon länger auf dem Markt sind. Nur so könne das angekündigte Sparziel von zwei Milliarden Euro pro Jahr erreicht werden.

 

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