Rabattverträge, Zwangsrabatte und Zuzahlung

GKV-Arzneimittelausgaben: Ein Fünftel zahlen Andere

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Berlin -

Der Anteil der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel ist seit vielen Jahren konstant. Die Einsparungen durch Rabattverträge, Hersteller- und Apothekenabschläge sowie Zuzahlungen der Patientinnen und Patienten werden dagegen immer größer. Diese Daten liefert die aktuelle Ausgabe der Zahlenbroschüre des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH).

2022 beliefen sich die Arzneimittelkosten für die GKV auf 55,4 Milliarden Euro. Durch die gesetzlich vereinbarten Rabatte, Abschläge und Zuzahlungen reduzierten Hersteller, Leistungserbringer und Patienten den Betrag um 19,6 Prozent auf 44,6 Milliarden Euro. Diese finanziellen Mehrbelastungen nehmen laut BAH seit Jahren zu.

Die Rabattverträge brachten den Kassen 2022 Einsparungen von 5,5 Milliarden Euro, hinzu kamen Herstellerabschläge von 1,8 Milliarden Euro, der in diesem Jahr erneut angehobene Apothekenabschlag von 1,2 Milliarden Euro und die Zuzahlungen von 2,3 Milliarden Euro.

„Bei der Weiterentwicklung unseres Gesundheitswesens ist es wichtig, die richtigen Prioritäten zu setzen“, erklärt BAH-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Cranz. Zwar habe man in der Politik erfreulicherweise erkannt, dass die Kostendämpfungsmaßnahmen der vergangenen Jahre die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln gefährden, doch mit dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) würden die offenkundigen Probleme nicht bei den Wurzeln gepackt. „Eine resiliente moderne Arzneimittelversorgung bedarf tiefergehender Reformen.“

Bereits das 2022 verabschiedete GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) gefährdet laut Cranz die Arzneimittelversorgung. So würden die Hersteller etwa mit der Verlängerung des Preismoratoriums sowie einem erhöhten Herstellerabschlag belastet. Gleichzeitig steigen die Ausgaben für Energie, Logistik, Verpackungsmaterialien oder Wirkstoffe. „Die Effizienzreserven der Hersteller sind ausgereizt und die Menschen spüren zunehmend Angebots- und Sortimentsverengungen“, so Cranz. Es sei an der Zeit, endlich den Wert der Arzneimittelversorgung anzuerkennen und als Investition in die Gesundheit eines Einzelnen sowie die Widerstandkraft einer Volkswirtschaft zu verstehen.

Dabei bilde die heilberuflich unterstützte Selbstmedikation eine zweite tragende Säule des Versorgungssystems: Mehr als die Hälfte der 1,6 Milliarden in Apotheken abgegebenen Arzneimittel sind laut BAH nicht-verschreibungspflichtige Präparate. Ihr Umsatz ist mit 7,6 Milliarden Euro allerdings deutlich kleiner als der Rx-Bereich (61,8 Milliarden Euro).

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