GKV-Ausgaben

31,4 Milliarden Euro für Arzneimittel

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Berlin -

Die Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel sind im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 31,4 Milliarden Euro angestiegen. Die Zahl der abgegebenen Fertigarzneimittel, Rezepturen, Hilfsmittel und Nichtarzneimittel blieb mit einem Plus von 0,1 Prozent nahezu stabil bei 747 Millionen. Das geht aus Berechnungen des Deutschen Apothekerverbands (DAV) hervor. Demnach ist auch das Honorarvolumen der Apotheken fast konstant geblieben.

Den höchsten Anstieg gab es mit 14 Prozent in Hamburg. Dort stiegen die Ausgaben von 656 auf 748 Millionen Euro. Das niedrigste Wachstum war in Brandenburg zu verzeichnen: Die Ausgaben stiegen um 5,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

DAV-Chef Fritz Becker sieht zwei Hauptursachen: „Die Entscheidung des Gesetzgebers zur Absenkung des Herstellerabschlags auf patentgeschützte Arzneimittel erklärt einen Teil des Ausgabenanstiegs für Arzneimittel.“ Ein weiterer Faktor seien aber auch die Kosten innovativer Medikamente, zum Beispiel für die Therapie von Hepatitis C.

„Der Zugang zu solchen Arzneimitteln kann für Patienten lebenswichtig sein und die Versorgungsqualität der Bevölkerung insgesamt verbessern“, so Becker. Die Frage nach einem angemessenen Preis für diese Präparate werde die Gesundheitspolitik aber sicher weiterhin beschäftigen. Er betonte: „Jedes neue Medikament erfordert eine Einzelfallbetrachtung."

Aus Sicht des DAV ist der Kostenanstieg nicht überraschend: Der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatten in ihren Rahmenvorgaben für 2014 bereits einen Anstieg von 7,9 Prozent prognostiziert. Neben den Ausgaben für Arzneimittel verbuchte der DAV bundesweit rund 1 Milliarde Euro für Impfstoffe, 7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Darüber hinaus erwartet der DAV „Rekordeinsparungen durch Rabattverträge“, die noch nicht in die Rechnung eingeflossen seien und das Jahresergebnis deutlich verbessern würden. Allein in den ersten drei Quartalen 2014 hätten die Kassen durch die Rabattverträge mehr als 2,2 Milliarden Euro gespart.

Becker erklärte, das Honorar für Apotheken sei weitgehend konstant geblieben, da auch die Zahl der abgegebenen Packungen nicht gestiegen sei. Allerdings habe der im August 2013 eingeführte Zuschlag für Notdienste 2014 erstmals eine ganzjährige Wirkung entfaltet. „Er gibt vor allem Apotheken, die auf dem Land viele Notdienste leisten müssen, eine bessere Versorgungsperspektive“, so Becker.

Der Vorstandsvorsitzende der KKH, Ingo Kailuweit, kritisierte, allein der gesunkene Herstellerabschlag habe bei seiner Kasse zu Mehrausgaben von rund 30 Millionen Euro geführt. Die Arzneimittelausgaben der KKH waren um 10 Prozent auf 773 Millionen Euro gestiegen. „Die Lage auf dem Arzneimittelmarkt ist angespannter denn je und wird sich weiter verschärfen, wenn seitens der Politik nicht eingegriffen wird“, warnt Kailuweit.

Er kritisierte außerdem die hohen Preise von Originalpräparaten. „Bringen Arzneimittelhersteller ein neues Medikament auf den Markt, können sie im ersten Jahr einen beliebigen Preis verlangen und haben damit einen Freifahrtschein“, so der Kassenschef. Das müsse sich dringend ändern. „Gerade innovative Medikamente wie das Hepatitis-C-Medikament Sovaldi haben für bestimmte Versicherte gewiss einen Zusatznutzen“, räumte Kailuweit ein. Trotzdem sei es unangebracht, für eine einzelne Tablette 700 Euro zu fordern, so dass sich die Therapiekosten in jedem Einzelfall auf 60.000 Euro und mehr beliefen.

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