Selbstdispensation

KV: Kein Dispensierrecht ohne Grenzen

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Berlin -

Vorschläge, den Ärzten das Dispensieren zu erlauben, lösen bei Apothekern erwartungsgemäß keine Freude aus. Doch auch die Mediziner sind nicht überzeugt: „Wir wollen kein Dispensierrecht ohne Grenzen für Ärzte“, sagte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe. In Spezialfällen wie der Substitutionstherapie oder der Palliativversorgung fordern die Ärzte dagegen – teilweise mit Erfolg – ein Dispenierrecht.

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grünen) hatte das Dispensierrecht für Ärzte am Wochenende auf die Agenda gebracht – weil es aus ihrer Sicht „derzeit ein Thema ist“. Viele Patienten würden sich über die Entfernung zwischen Praxis und Apotheke im Notdienst beschweren. Deshalb gebe es Vorschläge, den Medizinern das Dispensierrecht zu geben.

Bei der KV Westfalen-Lippe kommt die Idee aber nicht gut an: Beide Systeme hätten ihre Berechtigung, betonte der Sprecher. Die Trennung von Abgabe und Verordnung sei gut.

Auch den Vorschlag der Ministerin, beide Notdienstsysteme zu synchronisieren, lehnt die KV Westfalen-Lippe ab: „Die Trennung der Dienste ist sinnvoll. Wir wollen das nicht ändern.“ In ländlichen Regionen könne das zwar manchmal „holprig“ werden – aber zum Teil sei der Weg zur Praxis weiter als zur Apotheke.

Eine Sprecherin der KV Nordrhein gibt außerdem zu bedenken, dass die Abgabe von Arzneimitteln durch Ärzte gar nicht auf Landesebene geregelt werden könnte. Außerdem müsste der Arzt dann einen Arzneimittelvorrat haben, der „wahrscheinlich zu umfangreich“ wäre. Auch sie betont, es gebe keine Bestrebungen, ein Dispensierrecht für Ärzte einzufordern.

Auch die Apotheker finden klare Worte: Nordrheins Kammerpräsident Lutz Engelen hatte es als „Quatsch“ bezeichnet, wieder mit der Diskussion anzufangen.

Westfalen-Lippes Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte die Forderungen nach einer stärkeren Verzahnung von apothekerlichem und ärztlichem Notdienst als „populistisch“ kritisiert. Michael Schmitz, Geschäftsführer Kommunikation der Kammer, ist überzeugt: „Die klare Trennung zwischen Arzt und Apotheke hat sich bewährt.“

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