DAT 2013

Schmidt: Lernprozess bei Apothekenbussen

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Berlin -

Auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf will die ABDA endlich über das neue Berufsbild diskutieren. Doch mitten im Wahlkampf mussten die Apotheker sich plötzlich gegen rollende Apotheken und Apothekenbusse positionieren. Wie kommt es, dass die Apotheker schon wieder in die Defensive gedrängt wurden? ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärt, warum er trotz Apothekenbus zuversichtlich ist und welche neuen Aufgaben auf die Apotheker warten.

Schmidt erklärt, es sei nicht neu, dass man in Regionen mit ausgedünnten Strukturen eine Antwort darauf geben müsse, wie dort die Arzneimittelversorgung organisiert werden solle. „Dass nun einzelne Anbieter glauben, sie könnten logistische Lösungen dafür präsentieren, indem sie irgendwie Arzneimittel dahin bringen, wo diese Menschen sind, ist natürlich keine Antwort auf die Frage, die gestellt ist“, betont Schmidt.

Doch nicht nur die Versandapotheke DocMorris, sondern auch Politiker haben das Thema Apothekenbusse auf die Agenda gebracht. Bei der Union haben es die „rollenden Apotheken“ sogar ins Wahlprogramm geschafft. Doch Schmidt ist zuversichtlich, dass die Argumente der Apotheker Gehör finden: „Ich habe den Eindruck, dass zumindest diejenigen Politiker, die dieses Modell mobile Apotheke originär aufgebracht haben, dass die darüber nachgedacht haben.“

Inzwischen höre man auch, dass die Apotheke vor Ort die Probleme mit Botendienst, einer Zweigapotheke oder einer Rezeptsammelstelle lösen könne.* „Ich glaube, da hat auch ein Lernprozess eingesetzt. Das war vielleicht auch alles ein bisschen überstürzt, was da am Anfang veröffentlicht worden ist“, so Schmidt.

Wie aber passen die neuen Leistungen ins Konzept, wenn es auf dem Land erst einmal nur darum geht, den Status quo zu erhalten? Schmidt erklärt, es gehe darum, die Patienten von jedem Tag aufs Neue davon zu überzeugen, dass ihre Arzneimitteltherapie die richtige für sie sei. „ Das kann man nur erreichen, indem man die Menschen relativ häufig zu sich bestellt, besucht, anruft und sie immer wieder daran erinnert und immer wieder fragt, wie kommst du denn eigentlich zurecht mit deinen Arzneimitteln?“

Laut Schmidt betreten die Apotheken mit den zusätzlichen Angeboten Neuland. Heute sei es mehr oder weniger Zufall, ob ein Patient in den Genuss zusätzlicher Leistungen komme oder nicht – denn Apotheken seien nicht verpflichtet, sie anzubieten.

Um das System für das gesamte Gesundheitswesen sinnvoll und ökonomisch tragfähig zu machen, müssten diese Leistungen flächendeckend angeboten werden. „Und dazu müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen aber erst geschaffen werden“, betont Schmidt.

Laut Schmidt müssen sich die Apotheker dabei auch gegen Widerstände und Konkurrenzdenken durchsetzen. „Diese neuen Leistungen, die wir anbieten, sind natürlich originär keine apothekenpflichtigen Leistungen.“

Sie stünden zwar im Zusammenhang mit apothekenpflichtigen oder verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, sie könnten aber auch von anderen angeboten werden, zum Beispiel von Krankenkassen selbst. „Das heißt wir müssen jetzt darum kämpfen, dass anerkannt wird, dass wir diejenigen sind, die primär für diesen Gesamtbereich Arzneimittelversorgung bis zum Patienten Verantwortung tragen“, so Schmidt.

Auf dem Apothekertag soll in den kommenden Tagen erst einmal abgeklopft werden, welche Leistungen die Apotheker überhaupt übernehmen wollen. Die Diskussion innerhalb des Berufsstandes wird laut Schmidt noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Er rechnet spätestens zum kommenden Apothekertag in München mit Ergebnissen.

* Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hatte es geheißen, dass die Apotheke vor Ort die Probleme mit dem Botendienst, einer Zweigapotheke oder einer Rezeptsammelstelle mache. Dabei handelt es sich um einen Transkriptionsfehler. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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