Arzneimittelversorgung

Kliniken wollen Engpässe protokollieren

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Berlin -

Engpässe bei Krebsmitteln, Antibiotika und anderen Medikamenten gefährden nach Darstellung der deutschen Krankenhäuser zunehmend schwerkranke Patienten. „Lieferengpässe von Arzneimitteln haben in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen und betreffen vielfach lebenswichtige Arzneimittel, die zur Behandlung schwerster Erkrankungen zwingend benötigt werden“, warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG).

Bei einer weiteren Verschärfung der Situation könne die Versorgung schwerstkranker Patienten mit notwendigen Arzneimitteln womöglich nicht mehr sichergestellt werden, schreibt die DKG in einem Positionspapier. „Arzneimittel zur Behandlung von Krebspatienten, Antibiotika und insgesamt Präparate zur intravenösen Gabe sind von Engpässen am häufigsten betroffen.“ Bei diesen Präparaten sei die Umstellung auf andere Mittel besonders risikobehaftet.

Nach Meinung der DKG sollten Hersteller verpflichtet werden, erkennbare Lieferengpässe frühestmöglich zu melden. Nötig sei der Aufbau eines zentralen Melderegisters für solche Lieferengpässe.

Die Arzneimittelhersteller selbst räumten in einem Brief an Gesundheitspolitiker Lieferschwierigkeiten bei einigen Medikamenten ein. Unerwartet hohe Nachfrage, Qualitätsprobleme in der Produktion, eingeschränkte Kapazitäten und hoher Kostendruck seien die Ursachen.

Das Bundesgesundheitsministerium sagte weitere Gespräche mit allen Beteiligten zu Beginn des neuen Jahres zu, nachdem bereits über Ursachen und Abhilfe diskutiert worden sei. „Wir haben in Deutschland flächendeckend eine sehr gute Arzneimittelversorgung“, betonte ein Sprecher. Er sprach von Einzelfällen.

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) machte vielfache Ursachen für Engpässe verantwortlich. Die Vorgaben des Arzneimittelgesetzes reichten nicht aus, sagte der Vorsitzende Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig im rbb-Inforadio. Ursprünglich habe der Gesetzgeber vorgehabt, Landesbehörden erweiterte Befugnisse in dem Bereich zu geben, um die Bereitstellung von lebensnotwendigen Medikamenten sicherzustellen. Diese Passagen seien aus dem Gesetz entfernt worden. „Ich vermute, dass da die Lobby der pharmazeutischen Hersteller durchaus Einfluss ausgeübt hat.“

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