Kundenzufriedenheit

Abiturientin befragt Apothekenkunden

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Berlin -

Alle Teenies sind nur online und machen Selfies? Hier ist ein Beispiel, was Jugendliche so alles an tollen Sachen machen: Christin Vorhölter ist 17 und Gymnasiastin in Magdeburg. Für ihr Schülerprojekt „Erstellen eines Fragebogens zur Kundenzufriedenheit in Apotheken“ wurde sie ihm Rahmen des „SelectMINT“-Projektes mit 500 Euro Preisgeld belohnt. Auch die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt freut sich.

Die Aufgabenstellung: Entwirf einen Kundenfragenbogen für das betriebseigene Qualitätsmanagement (QMS) öffentlicher Apotheken und erprobe ihn praktisch! Apothekeninhaber Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, war vom Engagement der Schülerin begeistert und stellte seine Offizin der Nordpark-Apotheke für den Praxistest zur Verfügung.

Insgesamt werden Kunden in zehn Apotheken um Mithilfe gebeten. „Die vor Ort befragten Patienten, größtenteils Stammkunden, standen meiner Fragestellung sehr positiv gegenüber“, sagt Vorhölter. „Ich denke, die Ergebnisse werden den Apothekenmitarbeitern gute Einblicke über die Kundenzufriedenheit geben.“

Die Arbeit ist Teil des „SelectMINT“-Projektes, in dessen Rahmen junge Mädchen und Frauen für Studiengänge und Beruf aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik begeistert werden sollen. Das Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung (ISW) betreut das Programm, der Europäische Sozialfonds (ESF) fördert es, die Apothekenkammer fand die Initiative interessant und entschied sich für eine Themenstellung aus dem Bereich „praktische Statistik/Mathematik.“

Ein kluger Schachzug auch gegen den Fachkräftemangel. „Wir nutzen alle Wege und Möglichkeiten, junge Menschen in die Apotheke zu holen“, sagt Münch. „Über diesen Schritt stellen wir ihnen eine berufliche Perspektive in der Apotheke vor. Vor Ort ist es immer einfacher, das Arbeitsumfeld eines Pharmazeuten kennenzulernen.“

Die Schülerin des Magdeburger Domgymnasiums stellt derzeit ihren Fragebogen „auf die Probe“ und hofft, dass er künftig von Apothekern genutzt wird: „Der Katalog soll später zum Erfassen der Kundenzufriedenheit genutzt werden. Darüber hinaus können Chancen für das Ausweiten des eigenen Leistungsspektrums in der Apotheke entstehen.“ Wer seine Stärken und Schwächen kennt, kann sein Angebot variieren und besser auf seine Kunden eingehen.

Bei Vorhölter wurde mit ihrem Projekt das Interesse für einen möglichen Beruf geweckt – die 17-Jährige kann sich vorstellen, Pharmazie zu studieren und eines Tages als Apothekerin zu arbeiten. Eine gute Nachricht, auch wenn es noch ein paar Jahre dauern wird, bis sie vielleicht in einer Magdeburger Offizin steht – und ihre Kunden streng nach ihren eigenen Richtlinien berät.

Der Nachwuchs- und Fachkräftemangel inspiriert bundesweit viele Apotheker. So sind zum Beispiel immer mehr Kollegen bereit, die Kosten der PTA-Ausbildung zu tragen. Sie hoffen, dass die fertig ausgebildeten PTA dann freudig bei ihnen arbeiten werden. Die Ausbildung ist teuer: Schulgeld muss gezahlt werden, viele Schüler müssen zudem von zu Hause ausziehen und eine Wohnung bezahlen. Um die Kosten zumindest etwas abzufedern, können angehende PTA Schüler-BAföG beantragen, derzeit monatlich höchstens 538 Euro, wenn sie nicht bei den Eltern wohnen und einen Zuschlag für den Krankenkassenbeitrag erhalten.

Sind sie noch familienversichert, wohnen aber nicht bei ihren Eltern, liegt der Monatshöchstsatz bei 465 Euro. Wer noch nicht ausgezogen und familienversichert ist, kann nur mit höchstens 216 Euro rechnen. Haben die Auszubildenden bereits Kinder, erhöht sich der Höchstsatz um 113 Euro monatlich für das erste und zusätzliche 85 Euro für jedes weitere Kind. Im August sollen die monatlichen Höchstsätze moderat erhöht werden.

Fast ebenso wichtig wie moralische und finanzielle Unterstützung ist, dass bei jungen Menschen überhaupt das Interesse für MINT-Beruf geweckt wird. Seit Jahren gibt es an bundesdeutschen Schulen immer wieder Initiativen, die zeigen sollen, dass es jenseits der traditionellen Traumberufe auch interessante Alternativen gibt. Derzeit sind die drei beliebtesten Berufe Deutschlands Kauffrau/-mann im Einzelhandel, Kauffrau/-mann für Büromanagement und Verkäufer/in. PTA und Apotheker sind unter den ersten zehn Plätzen nicht vertreten.

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