Betäubungsmittel

Mehr Opioide bei Depressionen

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Berlin -

Erhöhte Dosen von Opioiden für chronische Schmerzpatienten können Depressionen auslösen. Das ist bekannt. Eine Studie ergab nun, dass auch eine umgekehrte Abhängigkeit besteht: Demnach führt die Entwicklung einer Depressionen zu einer erhöhten Dosis von Opioiden. Ein Team um Dr. Jeffrey F. Scherrer von der Saint Louis University School of Medicine veröffentlichte die Untersuchung in der neuesten Ausgabe des Magazins „Pain“.

355 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen wurden innerhalb von zwei Jahren dreimal zu Depressionen, Schmerz und Angst befragt. Außerdem sollten sie zu ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie zur Unterstützung im sozialen Umfeld und zum Stresslevel Auskunft geben. Begleiterkrankungen und die Art der Opioide entnahmen die Forscher um Scherrer den medizinischen Unterlagen der Patienten.

Die Wissenschaftler untersuchten den Zusammenhang zwischen der Opioid-Dosis, umgerechnet in Morphin-Äquivalente (MED), und der Wahrscheinlichkeit einer Depression über die Zeit. Außerdem untersuchten sie, ob sich mit der Entwicklung oder Veränderung einer Depression auch die MED über die Zeit veränderte.

Den Ergebnissen zufolge erhöhte sich bei einer Opioid-Gabe von bis zu 50 mg die Wahrscheinlichkeit für eine Depression nicht. Erst wenn die Dosis auf mehr als 50 mg erhöht wurde, führte dies zu einem erhöhten Risiko. Auch der umgekehrte Effekt trat ein: Entwickelte sich bei Patienten eine Depression, erhöhte sich die MED-Dosis um den Faktor 2,13. Eine Post-hoc-Analyse ergab, dass Depressionen mit einer Erhöhung der MED um 10,1 mg verbunden war.

„Ein besseres Verständnis der zeitlichen Beziehung zwischen Opioiden und Depressionen und der für Patienten risikoreichen Dosis von Opioiden verbessert die Verschreibungspraxis und somit die Schmerzbehandlung für Patienten mit chronischen Schmerzen“, schreiben die Forscher. „Wir vermuten, dass die bidirektionalen Abhängigkeiten reduziert werden können, wenn sowohl Depressionen behandelt werden als auch die Dosierung von MED gesenkt wird.“

Scherrer schlägt vor, dass Apotheker den von seiner Arbeitsgruppe entwickelten Fragebogen ausfüllen oder andere Methoden zum Screening auf Depression durchführen, um Symptome einer Depression bei Patienten, die regelmäßig Opioide erhalten, zu erkennen. „Diese Instrumente sind so schnell anzuwenden, dass der Patient sie in den wenigen Minuten ausfüllen kann, bevor er die Medikamente bezahlt.” Die ersten Anzeichen einer Depression zu erkennen, würde dem Patienten nützen und könnte gleich an den Arzt weiter gegeben werden.

Scherrer betonte, dass jeder Besuch in einer Apotheker eine Gelegenheit ist, den Patienten weiter zu bilden. So könnten Pharmazeuten etwa den Patienten raten, auf jegliche Stimmungsschwankungen zu achten, wenn sie ihre Opioid-Analgetika einnehmen.

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