Lage verschärft sich

Salbutamol-Engpass: „Noch können wir irgendwie versorgen“

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Berlin -

Salbutamol-haltige Arzneimittel in pulmonaler Darreichungsform sind von massiven Lieferengpässen betroffen. Einige Dosieraerosole fallen voraussichtlich noch bis zum Jahresende aus. Die Vorgabe, dass der Einsatz der sogenannten F-Gase heruntergefahren werden soll, verschärft die Lage. „Noch können Apotheken trotz Engpass irgendwie versorgen“, berichtet eine Inhaberin. „Das Problem ist, dass der seit etwa zwei Jahren bestehende Engpass den Ärzten gar nicht richtig bewusst ist“, beklagt sie.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte schon im Dezember 2023 einen Versorgungsmangel für Salbutamol-haltige Arzneimittel in pulmonaler Darreichungsform festgestellt. In Folge wurde der Import erleichtert. Als Ursache für die Lieferausfälle werden Probleme in der Herstellung und eine weltweit gestiegene Nachfrage nach Inhalationsprodukten genannt. Aber auch die F-Gas-Verordnung der EU 2024/573 verschärft die Engpässe weiter. Mit Sandoz hat der erste Hersteller bereits angekündigt, die Salbutamol-Produktion einzustellen. Denn: Der Einsatz fluorierter Treibhausgase soll bis 2050 schrittweise auf Null reduziert werden.

Eine Inhaberin beobachtet im Apothekenalltag, dass „der Salbutamol-Engpass den Ärztinnen und Ärzten noch nicht richtig bewusst“ sei. „Ich will nicht mit dem Finger auf die Ärzte zeigen, aber ich bin der Meinung, dass manche Verordnungen von einem Dosieraerosol nicht unbedingt sein müsste.“ Denn es bekämen sehr viele Patient:innen mit Atembeschwerden automatisch ein Salbutamolspray verordnet, wo man auch einen Pulverinhalator einsetzen könnte, erklärt sie. Momentan bekomme sie noch den ein oder anderen Import. „Einige Firmen liefern auch noch, aber das könnte in Zukunft eng werden.“

Es fehle an Kommunikation und Aufklärungsarbeit: „Solche Engpässe werden viel später an die Arztpraxen weitergegeben, uns fehlt auch ehrlich gesagt schlicht die Zeit, in die intensive Kommunikation zu gehen und solche Missstände weiterzuleiten“, so die Apothekerin. „Der Klassiker ist zunächst ein Salbutamol als Dosieraerosol, da kann man niemanden anklagen. Es ist eine zunächst gut gemeinte Zusatzverordnung für Menschen mit Atembeschwerden.“ Aber sie würde sich mehr Aufklärungsarbeit zur Umstellung auf Pulverinhalatoren auch von den Herstellern wünschen. „Es wird immer schwieriger, den Engpass von Salbutamolspray abzufedern, eine engere Zusammenarbeit mit allen Beteiligten würde sicherlich helfen.“

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