Rote-Hand-Brief

Imnovid: Reaktivierung von Hepatitis B

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Berlin -

Celgene warnt vor Risiken des Präparats Imnovid (Pomalidomid). Bei Patienten, die eine kombinierte Behandlung aus Imnovid und Dexamethason erhalten hätten, sei eine Reaktivierung einer Infektion mit dem Hepatitis B-Virus (HBV) aufgetreten. HBV-Patienten müssen daher nun engmaschig überwacht werden.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Celgene auf die potenzielle Gefahr des Leberversagens hingewiesen. Es sei bekannt, dass Pomalidomid einen deutlich erhöhten Alaninaminotransferase- und Bilirubinspiegel hervorrufe, hieß es. Laut Celgene konnten schwerwiegende Fälle einer akuten Hepatitis auf Pomalidomid zurückgeführt werden. Diese hätten zu einer stationären Behandlung und dem Absetzen der Therapie geführt.

Auch über Fälle von akutem Leberversagen, einschließlich tödlicher Verläufe, wurde berichtet – ein Kausalzusammenhang mit Pomalidomid war jedoch noch nicht festgestellt worden. Das Risiko für schwerwiegende hepatische Ereignisse scheine in den ersten sechs Behandlungsmonaten am größten zu sein.

Die aktuelle Datenlage veranlasst den Hersteller nun dazu, mittels Rote-Hand-Brief auf die Gefahren hinzuweisen. Ab sofort muss bei jedem Patienten vor Behandlung der HBV-Status überprüft werden. Sofern Patienten positiv getestet werden, sollte ein Arzt mit Erfahrung in der Behandlung von Hepatitis B herangezogen werden.

Besondere Vorsicht sei dann geboten, wenn das Onkologikum bei Patienten angewendet werden soll, bei denen eine vorherige HBV-Infektion bekannt ist. Diese müssen während der gesamten Behandlung engmaschig auf Anzeichen einer aktiven Infektion überwacht werden. Apotheken und Ärzte werden aufgefordert, sämtliche Verdachtsfälle auf Auftreten einer Infektion umgehend an den Hersteller oder das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu melden.

Imnovid ist in Kombination mit Dexamethason zur Behandlung des multiplen Myeloms zugelassen und soll bei Patienten eingesetzt werden, bei denen bereits zwei vorangegangene Therapien, etwa mit Revlimid (Lenalidomid, Celgene) und Thalidomide (Thalidomid, Celgene), erfolglos waren. Imnovid gehört zu der gleichen Klasse wie die Immunmodulatoren Revlimid und Thalidomid.

Pomalidomid wirkt über verschiedene Mechanismen: Der Wirkstoff hemmt die Zellproliferation von Tumorzellen. Gleichzeitig wird durch die Aktivierung des Enzyms Caspase 8 die Apoptose der Myelomzellen induziert. Daneben wird auch eine Angiogenese-Hemmende Wirkung postuliert.

Zuletzt war bekannt geworden, dass Krebsmedikamente vom Typ der BCR-ABL-Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) bei Patienten, die chronische Träger des Hepatitis-B-Virus (HBV) sind, zu einem Ausbruch der Virusinfektion führen können. TKI wie Glivec (Imatinib, Novartis), Sprycel (Dasatinib, Bristol-Myers Squibb), Tasigna (Nilotinib, Novartis), Bosulif (Bosutinib, Pfizer) und Iclusig (Ponatinib, Ariad) werden eingesetzt zur Behandlung von bestimmten Formen der chronisch myeloischen Leukämie (CML) und der akuten lymphatischen Leukämie (ALL). Weitere Indikationen sind maligne gastrointestinale Stromatumoren (GIST) und Dermatofibrosarcoma protuberans (DFSP).

Der Warnhinweis gilt nicht für andere Tyrosinkinase-Hemmer wie Giotrif (Afatinib, Boehringer), Cometriq (Cabozantinib, Sobi), Sutent (Sunitinib) und Xalkori (Crizotinib, beide Pfizer), Imbruciva (Ibrutinib, Janssen), Lenvima (Levantinib, Eisai), Tyverb (Lapatinib) und Votrient (Pazopanib, beide Novartis) sowie Tarceva (Erlotinib, Roche) und Iressa (Gefitinib, AstraZeneca), Jakavi (Ruxolitinib, Novartis), Stivarga (Regorafenib) und Nexavar (Sorafenib, beide Bayer).

Auch Medikamente gegen chronische Hepatitis C (HCV) verstärken möglicherweise die Aktivität des Hepatitis-B-Virus (HBV). Alle sechs derzeit zugelassenen direkt antiviral wirkenden Medikamente gegen Hepatitis C werden nun durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) überprüft. Betroffen sind demnach Daklinza (Daclatasavir, Bristol-Myers Squibb), Exviera (Dasabuvir, AbbVie), Harvoni (Sofosbuvir/Ledipasvir, Gilead), Olysio (Simeprovir, Janssen-Cilag), Sovaldi (Sofosbuvir, Gilead) und Viekirax (Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir, AbbVie).

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