Pharmazie-Prof: „Pilze sind wunderbare Chemiker” Deniz Cicek-Görkem, 24.11.2018 09:03 Uhr
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Professor Dr. Dirk Hoffmeister im Interview: Er erzählt unter anderem, was er so spannend an Pilzen findet. Foto: FSU Jena
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„Pilze sind wunderbare Chemiker”, sagt er. Foto: Hoffmeister
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Bestimmte Inhaltsstoffe der Zauberpilze finden in der Forschung derzeit große Beachtung, da sie ein potenzieller Wirkstoffkandidat für die Therapie der Depression sind. Foto: Rohan523 / Wikipedia CC BY SA 3.0
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Die Wissenschaftler um Hoffmeister haben es geschafft, das Molekül erstmals enzymatisch zu synthetisieren. Sie charakterisierten vier Psilocybin-Biosyntheseenzyme. Dafür wurden sie mit dem Phoenix-Preis geehrt. Foto: Pixabay
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Preisträger und Jury des Phoenix-Wissenschaftspreises: (v.l.n.r.) Professor Dr. Peter Gmeiner; Professor Dr. Gabriele M. König; Professor Dr. Dirk Hoffmeister und Professor Dr. Dagmar Fischer, beide Universität Jena; Phoenix-Chef Oliver Windholz, Professor Dr. Peter Ruth; Professor Dr. Rohini Kuner, Universität Heidelberg; Dr. Daniel Merk, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich; Professor Dr. Jörg Kreuter. Foto: Phoenix
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Die Preisträger Merk, Kuner, Fischer und Hoffmeister widmeten sich in ihren Studien Magic Mushrooms, Wundauflagen durch Bakterien, Steatohepatitis und Plexin-B2-Signalisierung. Foto: Phoenix
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Der Mannheimer Großhändler ehrt die Projekte mit insgesamt 40.000 Euro. Foto: Phoenix
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Phoenix prämiert seit 1996 jährlich Studien mit pharmazeutischer Relevanz, verliehen wurde der Preis erneut im Rahmen einer feierlichen Gala. Foto: Phoenix
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Moderiert wurde die Preisverleihung erneut von Nina Ruge. Foto: Phoenix
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„Mit inzwischen über 80 ausgezeichneten Forschungsarbeiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz leisten wir mit dem Phoenix-Pharmazie Wissenschaftspreis unseren Beitrag, damit pharmazeutische Spitzenforschung in der Dach-Region eine Heimat hat“, sagte Phoenix-Chef Oliver Windholz. Foto: Phoenix
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Teilnehmen können Universitäten aus dem deutschsprachigen Raum. Foto: Phoenix
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Jährlich gibt es rund 50 Einreichungen. Foto: Phoenix
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Am Donnerstagabend wurde der Wissenschaftspreis zum 22. Mal verliehen. Foto: Phoenix
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Gefragt sind Arbeiten aus den Fachbereichen Pharmakologie und Klinische Pharmazie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie sowie Pharmazeutische Technologie. Foto: Phoenix
Berlin - Phoenix hat kürzlich innovative Forschungsprojekte der Pharmazie mit einem Preis geehrt. Einer der Gewinner ist Professor Dr. Dirk Hoffmeister vom Institut für Pharmazeutische Mikrobiologie der Universität Jena. Er deckte zusammen mit seinem Team den enzymatischen Biosyntheseweg von Psilocybin auf, einem Inhaltsstoff der sogenannten Zauberpilze. Gegenüber APOTHEKE ADHOC erzählt er unter anderem, warum er von Pilzen fasziniert ist, und verrät außerdem, was er mit dem Geld vorhat.
Seine wissenschaftliche Neugier zu den Zauberpilzen begann eigenem Bekunden vor 15 Jahren. „Es war ein langer Prozess“, sagt Hoffmeister. Er wollte damals wissen, wie „die Biosynthese funktioniert“. „Ich war nicht der Erste, der sich diese Frage gestellt hat“, ergänzt er. „Aufbauend zu den Arbeiten Ende der 60er-Jahre wollte ich herausfinden, welche Enzyme an der Synthese beteiligt sind.“ Bislang blieb diese unklar, obwohl die Molekülstruktur von Psilocybin seit mehreren Jahrzehnten bekannt ist.
Die Substanz findet in der Forschung derzeit große Beachtung, da sie ein potenzieller Wirkstoffkandidat für die Therapie der Depression ist. In mehreren klinischen Studien wird aktuell die Wirkung am Menschen getestet. Eine besondere Rolle spiele in diesem Zusammenhang das in den USA ansässige Usona-Institut: „Die Stiftung fördert wissenschaftliche Arbeit mit dem Ziel, für Psilocybin FDA- und EMA-Zulassungen zu bekommen.“ Aktuell werde eine Niederlassung in Deutschland gegründet, um die Aktivitäten auszuweiten.
Die Wissenschaftler um Hoffmeister haben es geschafft, das Molekül erstmals enzymatisch zu synthetisieren. Sie charakterisierten vier Psilocybin-Biosyntheseenzyme: PsiD, das eine neue Klasse pilzlicher l-Tryptophan-Decarboxylasen darstellt, PsiK, das den Phosphotransfer-Schritt katalysiert, die Methyltransferase PsiM, die den N-Methyltransfer als terminalen Biosyntheseschritt katalysiert, und PsiH, eine Monooxygenase. In einer kombinierten PsiD/PsiK/PsiM-Reaktion wurde Psilocybin enzymatisch schrittweise ausgehend von 4-Hydroxy-1-tryptophan synthetisiert. Die Studienergebnisse könnten die Grundlage für die biotechnologische Produktion des Wirkstoffs bilden.
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