Senkung von LDL-Cholesterin

Nilemdo & Nustendi: Neue Therapien bei Hypercholesterinämie

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Berlin -

Für die Therapie von Hypercholesterinämie stehen ab sofort zwei neue Präparate zur Verfügung: Daiichi Sankyo hat Nilemdo (Bempedoinsäure) und Nustendi (Bempedoinsäure/Ezetimib) auf den Markt gebracht.

Anfang April hatte das japanische Pharmaunternehmen Daiichi Sankyo die EU-Zulassung für Nilemdo und Nustendi erhalten. Beide Medikamente sind für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit primärer Hypercholesterinämie oder mit gemischter Dyslipidämie als Monotherapie oder Add-on-Therapie geeignet. Denn etwa 80 Prozent der Patienten mit Hypercholesterinämie können trotz Behandlung keine ausreichende Senkung der Werte erreichen. Dies birgt ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen.

Nilemdo und Nustendi können daher sowohl in Kombination mit einem Statin oder auch mit weiteren lipidsenkenden Therapien angewendet werden, bei denen die LDL-Cholesterin-Ziele mit der maximal verträglichen Statin-Dosis nicht erreicht werden können. Als Monotherapie oder in Kombination mit anderen lipidsenkenden Therapien können die Präparate auch bei Patienten eingesetzt werden, die eine Statin-Intoleranz aufweisen, oder bei denen Statine kontraindiziert sind.

Neuer Wirkmechanismus zur Cholesterinsenkung

Der Wirkmechanismus ist im Vergleich zu bisherigen Cholesterinsenkern neu: Im Gegensatz zu Statinen ist Bempedoinsäure ist ein Prodrug, welches erst in der Leber durch die langkettige Acyl-CoA-Synthetase-1 aktiviert wird. Es hemmt daraufhin die Adenosintriphosphat-Citrat-Lyase (ACL) – ein Enzym, das im Zytosol Citrat in Acetyl-CoA umwandelt. Das wiederum ist die zentrale Ausgangssubstanz für die Cholesterinbiosynthese. Dadurch greift Bempedoinsäure im Syntheseweg oberhalb der Statine ein. Es kommt zu einer Senkung des LDL-Cholesterins durch eine Hochregulierung der Rezeptoren für Lipoproteine mit geringer Dichte. Außerdem kommt es zu einer gleichzeitigen Suppression der Biosynthese von Fettsäuren in der Leber.

Die Zulassung beruht auf den Daten des Studienprogramms „Clear“: Bisher wurden fast 4000 Hochrisiko- und Höchstrisiko-Patienten mit Hypercholesterinämie eingeschlossen. In Kombination mit mäßig- bis hochdosierten Statinen konnte Bempedoinsäure placebokorrigiert eine LDL-C-Senkung von bis zu 18 Prozent und eine LDL-C-Senkung um bis zu 28 Prozent erreichen, wenn sie zusammen mit niedrigdosiertem oder gar keinem Statin plus Ezetimib als Hintergrundtherapie gegeben wurden. Die Fixkombination in Nustendi konnte gemeinsam mit einer maximal tolerierten Statintherapie eine Senkung von 38 Prozent erreichen, verglichen mit Placebo.

Insgesamt waren beide Arzneimittel gut verträglich und die Nebenwirkungen mit Placebo vergleichbar. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen zählen Hyperurikämie, Anämie und Schmerzen in einer Extremität. Bempedoinsäure darf nicht gleichzeitig mit hohen Simvastatin-Dosen von mehr als 40 mg täglich eingenommen werden. Die Dosierung von Simvastatin sollte bei gleichzeitiger Anwendung mit Nilemdo oder Nustendi angepasst und reduziert werden, da Bempedoinsäure die Plasmakonzentrationen von Simvastatin erhöht.

Leitlinie empfiehlt Kombinationstherapien

Die Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) wurden kürzlich aktualisiert: Dabei wurden die Zielwerte für LDL-Cholesterin nach unten korrigiert. Durch die intensivere Reduktion des LDL-C-Wertes soll eine deutlichere Senkung des kardiovaskulären Risikos erzielt werden. Die Autoren der Leitlinie empfehlen dazu die Anwendung von Kombinationstherapien.

 

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