Erst Blitze, dann Kopfschmerz

Migräne: Woher kommt die Aura?

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Berlin -

Migränepatient:innen leiden nicht nur unter starken Kopfschmerzen, auch die Begleitsymptome gehören zum Erkrankungsbild und können die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Fast ein Drittel der Betroffenen leiden unter der sogenannten „Aura“, welche häufig eine Migräneattacke einläutet. Forscher:innen des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung des LMU Klinikums München konnten nun den Mechanismus des Phänomens entschlüsseln. Die Erkenntnisse könnten für die Entwicklung neuer Therapie-Ansätze von Bedeutung sein.

In Deutschland leben schätzungsweise 100.000 Migräne-Patienten. Mit einer Prävalenz von 10 bis 15 Prozent zählt die Kopfschmerz-Art zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Der chronische Kopfschmerz kann den Alltag unerträglich machen. Rund ein Drittel der Betroffenen leidet unter einer Aura. Diese steht meist am Beginn einer Kopfschmerz-Attacke und kündigt diese an.

Blitze, Kreise & Zickzack-Linien

Die Dauer der Aura kann unterschiedlich lange sein, meist hält sie Minuten bis Stunden an. Während dieser Phase kommt es noch nicht zu den migränetypischen Kopfschmerzen. Vielmehr stehen Seh- und Wahrnehmungsstörungen und im Vordergrund: Betroffene berichten über blendende Kreise oder Vierecke, Zickzacklinien, Blitze oder Flimmern vor den Augen. Einige leiden auch unter Gesichtsfeldausfällen, bei denen die Sehkraft in bestimmten Bereichen nachlässt oder komplett ausfällt. Manche Patient:innen klagen zudem über Kribbelgefühle oder Taubheit in den Händen oder Armen. Selten sind auch Sprachstörungen möglich.

Ähnliche Symptome werden auch bei ischämischen Schlaganfällen oder traumatischen Hirnverletzungen beobachtet. Das Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung des LMU Klinikums München hat sich daher genauer mit dem zugrundeliegenden Mechanismus befasst und ihn nun weiter entschlüsselt.

Kalium & Natrium beteiligt

Am Mausmodell konnten die Wissenschaftler:innen den Auslösemechanismus untersuchen. Sie beobachteten, dass in der Aura-Phase vor allem Interneurone aktiv sind. Dabei handelt es sich um Nervenzellen des zentralen Nervensystems (ZNS), welche zwei andere Nervenzellen miteinander „verschalten“. Diese Interneurone können die Aktivität von sogenannten „Pyramidenzellen“ hemmen. Durch die erhöhte Aktivität der Interneurone komme es zu einem Anstieg des extrazellulären Kaliums. Bestimmte Natriumkanäle im zentralen Nervensystem (ZNS) würden zudem stärker durchlässig.

Durch die Gabe einer Substanz, welche die übermäßige Aktivität der Natriumkanäle blockiert, konnte im Mausmodell eine Besserung der Aura erreicht werden. Diese Beobachtung könnte dem Team zufolge ein neuer, möglicher Ansatzpunkt für künftige Migränetherapien sein – sowohl prophylaktisch wie auch zur akuten Behandlung.

Wie kann Migräne behandelt werden?

Die meisten Migränegeplagten setzen bei einer Attacke auf NSAID oder Triptane. Seit einiger Zeit wird auch mit CGRP-Antikörpern behandelt. Nicht für alle Patient:innen kommen Triptane und Antikörper in Frage. Gerade für Menschen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen könnten die Wirkstoffgruppen der Ditane (selektive 5-HT1F-Rezeptor-Agonisten) und Gepante (CGRP-Rezeptor-Antagonisten) eine neue Therapieoption sein. Welcher Wirkstoff bei Migräne am besten hilft ist individuell.

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