Nächtliche Lichtexposition

Brustkrebsrisiko erhöht durch Straßenlaternen

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Berlin -

Schlechter Schlaf kann das Immunsystem schwächen – das ist seit Längerem bekannt. Nun haben Wissenschaftler aus den USA und Hongkong untersucht, inwiefern eine dauerhafte nächtliche Lichteinstrahlung Auswirkungen auf den Körper haben kann. Im Fokus ihrer Untersuchungen stand der Einfluss von Straßenlaternen auf das Brustkrebsrisiko bei Frauen. Die aktuellen LAN-Ergebnisse (LAN= Outdoor light at night) lassen vermuten, dass die nächtliche Helligkeit das Risiko steigert.

Nachts regeneriert der Körper. Ein unruhiger Schlaf führt zu Müdigkeit am Tag, doch auch auf zellulärer Ebene schadet Schlafmangel dem Organismus relativ schnell. So führt neben Lärm auch Helligkeit zu einem leichteren Schlaf mit veränderten Schlafphasen. Im Fokus der Wissenschaftler stand der Tumornekrosefaktor alpha (TNFα) – dieser sorgt dafür, dass entartete Zellen eliminiert werden. Wird der zirkadiane Rhythmus gestört, könnte sich das auch auf die Tumorabwehr auswirken – so die Vermutung der Forscher. Sie stellten sich die Frage, ob die Störung durch vermehrte Lichtexposition im Außenbereich des Hauses ein Risikofaktor für Brustkrebs sein könnte.

Ergebnis

Bisherige Studienergebnisse zum Zusammenhang zwischen nächtlichem Licht im Außenbereich (LAN) und einem erhöhten Brustkrebsrisiko waren widersprüchlich. Um valide Aussagen zu erlangen, nutzten die US-Wissenschaftler und ihre Kollegen aus Hongkong Daten von 186.981 postmenopausalen Frauen aus einer bereits abgeschlossen Studie (NIH-AARP Diet and Health Study). Unter den Teilnehmern befanden sich 12.318 Frauen, die nach den Wechseljahren einen Brustkrebs entwickelt hatten. Um den Einfluss von LAN zu ermitteln, setzten sie diese Daten mit der seit 1996 per Satellitenbild aufgezeichneten Lichtexposition in Beziehung. Im Ergebnis zeigte sich für Frauen, die dauerhaft bei der höchsten Lichtexposition schliefen, ein um 10 Prozent erhöhter Risikoanstieg verglichen mit der niedrigsten LAN-Exposition. Wichtig: Nur bei den ER-positiven Patientinnen konnte ein Zusammenhang mit der Lichtexposition nachgewiesen werden (Östrogen-Rezeptor).

Der Zyklus der Schlafphasen

Schlaf ist kein einheitlicher Prozess, er besteht aus mehreren Phasen, die sich mehrfach pro Nacht wiederholen und abwechseln. In den einzelnen Phasen ist das Gehirn unterschiedlich aktiv. Rund ein Viertel des Schlafs besteht im Idealfall aus Traumphasen, dem sogenannten „REM-Schlaf“ – der Name stammt von den schnellen Augenbewegungen unter den geschlossenen Lidern, die „rapid eye movements“ (REM). In dieser Phase ist das Nervensystem besonders aktiv, gegen Ende der Nacht nehmen die REM-Phasen immer weiter zu, sodass der Anteil insgesamt bei etwa 20 Prozent liegt.

Brustkrebs in Zahlen

In Deutschland erkranken jährlich nahezu 500.000 Menschen neu an Krebs. Brustkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen der Frau. Jährlich erkranken rund 69.000 Frauen neu an einem Mamma-Karzinom. Bei den Männern sind es knapp über 700. Über 18.000 Personen sterben jedes Jahr in Deutschland an Brustkrebs.

Vorsorge

Für den Beginn der Brustkrebs-Vorsorge sollte kein generelles Alter festgelegt werden, zu diesem Ergebnis kommt eine schwedische Kohortenstudie. Die Forscher empfehlen ein risikoadaptiertes Eintrittsalter: Je nachdem, wie die Familienanamnese ausfällt, soll der Zeitpunkt der Erstuntersuchung angepasst werden. Wichtig zu wissen: Mit höherem Lebensalter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken – unabhängig von der Familienanamnese. Frauen ab einem Alter von 50 Jahren werden einheitlich alle zwei Jahre zur Mammographie-Untersuchung eingeladen. Eine Studie von Forschern des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut (RKI) hat belegt, dass die Brustkrebssterblichkeit seit zehn Jahren nur noch in dieser Altersgruppe sinkt.

Corona stoppt Vorsorge

Viele Fachgesellschaften befürchten aktuell, dass durch die Corona-Pandemie die Diagnose und Therapie anderer schwerwiegender Erkrankungen in den Hintergrund rücken könnte. Nun hat auch die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) davor gewarnt, dass die Angst vor Covid-19 nicht dazu führen dürfe, dass die Früherkennung oder die Durchführung wirksamer Krebstherapien verzögert werde. Die Zahl der in Tumorkonferenzen vorgestellten Patienten sei im April ebenfalls deutlich gesunken – in einzelnen Institutionen um 30 bis 50 Prozent. Sars-CoV-2 stellt vor allem für Risikogruppen eine Gefahr dar. Daher habe die Angst vor einer Ansteckung auch viele Krebspatienten zutiefst beunruhigt, erklärt die DGHO. „Dabei stellt für die allermeisten PatientInnen die Krebskrankheit eine weitaus größere Gefahr für ihr Leben dar als Covid-19.“ Zwar lägen derzeit noch keine vollständigen Auswertungen zur Anzahl von Krebspatienen in Kliniken und Praxen vor, allerdings sei die Tendenz zu beobachten, dass die Zahl der in frühen Stadien diagnostizierten Tumore wie Darm- oder Brustkrebs zurückgehe.

 

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