Aktuelle Forschung

Bis 2023: Neue Medikamente gegen 145 Krankheiten

, Uhr
Berlin -

Die forschenden Pharmaunternehmen arbeiten laut laut Branchenverband VfA aktuell an 434 Arzneimittelprojekten. 206 davon beschäftigen sich mit Krebserkrankungen. Insbesondere im onkologischen Bereich gibt es demnach großes Potential, im Fokus stehen Lungen-, Brust- und Prostatakrebs – diese drei Arten gehören zu den häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen.

Onkologika

Innerhalb der Onkologika werden die Arzneistoffe spezifischer, das heißt, die Indikationen eines Medikamentes ist häufig auf eine spezielle Krebsart begrenzt. Besonders viele Medikamente werden gegen das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom entwickelt. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) werden 2020 rund 60.000 Menschen neu an Lungenkrebs erkranken, das mittlere Erkrankungsrisiko liegt bei 70, das mittlere Sterbealter bei 72 Jahren.

Auch in den Indikationen Brust- und Prostatakrebs stehen zahlreich Arzneistoffe in der Entwicklung. Die Prognose des RKI für Neuerkrankungen liegt bei knapp 70.000 für Brustkrebs und 61.000 bei Prostatakrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Prostatakrebs bei 72 Jahren, bei Brustkrebs ist es niedriger – im Durchschnitt erkranken Frauen im Alter von 64 Jahren.

Wenige Arzneistoffe könnten mehrere Krebsarten gleichzeitig bekämpfen. Die sogenannten Immunologika bekämpfen Tumorzellen, indem sie das Immunsystem des Patienten gegen sie aktivieren. Innerhalb der Immunologika kann zwischen der passiven Krebstherapie und der ativen Krebstherapie unterschieden werden. Innerhalb der passiven Therapie werden beispielsweise monoklonale Antikörper eingesetzt (MAK). Das sind Proteinstrukturen, die mit Hilfe des Schlüssel-Schloss-Prinzips in der Lage sind, Antigene zu erkennen und sich an ihnen festzuheften. Dies trifft auch für Tumorantigene zu. Bei der spezifischen aktiven Immuntherapie werden bestimmte Zielzellen des Immunsystems durch „Krebsimpfstoffe“ angeregt.

Entzündungskrankheiten

Pharmaunternehmen forschen an neuen Medikamenten gegen Neurodermitis. Bisher sind die Therapiemöglichkeiten für Betroffene begrenzt. In den letzten Jahren kam nur ein Arzneimittel zur Behandlung der atopischen Dermatitis auf den Markt. Der MAK Dupilumab (Dupixent, Sanofi) wirkt aufgrund der Blockade von zwei zentralen Zytokinen. Durch die Blockade von Interleukin-4 und Interleukin-13 wird der Juckreiz auf der Haut gelindert, die Symptome gehen zurück. Neue Arzneistoffe könnten ein ähnliches Wirkprinzip besitzen.

Darüber hinaus wird an neuen Therapieoptionen zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen geforscht. MAK könnten auch bei Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn Symptome lindern.

Infektionskrankheiten

In zehn Projekten forschen Wissenschaftler an neuen HIV-Medikamenten. Die Leitlinien-gerechte Therapie hat sich in den vergangenen Jahren stets verändert. Zahlreiche HIV-Medikamente wurden vom Markt genommen, da sie mittlerweile obsolet sind. Antivirale Arzneistoffe der ersten Generation haben ein schlechtes bis sehr schlechtes Nebenwirkungsprofil. Neuere Wirkstoffe senken die Viruslast, ohne schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen.

Alzheimer-Demenz

Viele potentielle Alzheimer-Medikamente konnte in klinischen Studien nicht bestehen – der Großteil der in der Forschung befindlichen Arzneistoffe zeigte keinen Erfolg oder ein schlechtes Nebenwirkungsprofil. 13 Mitgliedsunternehmen des VfA forschen aktuell an neuen Alzheimer-Therapien.

Gentherapien

Die Arzneistoffe dienen fast alle der Behandlung seltener Erkrankungen, darunter zum Beispiel Erkrankungen wie die juvenile Makuladegeneration oder die Hämophilie B. Gentherapeutika bestücken einzelne Zellarten des Patienten mit einem Gen, welches ihnen ermöglicht, einen fehlenden Stoff zu bilden oder Tumorzellen wirksamer zu attackieren. Der VfA schätzt, dass bis 2023 neue Arzneistoffe aus 15 Projekten eine Zulassung erhalten könnten.

Rückblick

2019 wurden 25 Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen in unterschiedlichen Krankheitsgebieten neu eingeführt, darunter waren zehn Krebsarzneimittel, zwei Medikamente zur Behandlung von Stoffwechselkrankheiten, drei Arzneimittel zur Behandlung von Infektions-, drei gegen Blutungskrankheiten, zwei Mittel gegen Entzündungskrankheiten, zwei Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zwei Präparate bei neurologischen Krankheiten und ein Ophthalmologikum. Aufgrund der Anzahl der bereits zugelassenen, aber noch nicht vermarkteten Präparate, sowie der in Zulassung befindlichen Arzneimittel könnten 2020 wieder mehr als 30 neue Medikamente in die Apotheken kommen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte