Patientensicherheit

12.200 Mal Verdacht auf Behandlungsfehler

, , Uhr aktualisiert am 17.06.2013 14:00 Uhr
Berlin -

In rund 12.200 Fällen wurden Patienten im vergangenen Jahr bei den Gutachterstellen der Ärzteschaft mit Verdacht auf Behandlungsfehler vorstellig. Das geht aus einer neuen Statistik der Bundesärztekammer hervor. Die Gutachterkommissionen haben demnach mehr als 7500 Anträge bearbeitet. In 30 Prozent der Fälle lag ein Behandlungsfehler vor.

In 1900 Fällen war der Behandlungsfehler die Ursache für einen Gesundheitsschaden, sodass die Patienten einen Anspruch auf Erstattung hatten. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen nahezu unverändert: 2011 wurden 11.100 Beschwerden abgegeben, 7500 Fälle wurden bearbeitet und in 30 Prozent der Fälle lag ein Fehler vor.

Fast zwei Drittel der Beschwerden gingen im Krankenhausbereich ein, der Rest betraf niedergelassene Ärzte. Die häufigsten Diagnosen, die zu Verdachtsfällen führten, waren wie in den Vorjahren Knie- und Hüftgelenksarthrosen sowie Unterarm-, Unterschenkel- und Sprunggelenkfrakturen. 82 Mal wiesen die Gutachter Todesfälle als Folge eines Behandlungsfehlers nach.

Dr. Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen, betonte, dass die Zahl der Behandlungsfehler angesichts von rund 18 Millionen Fällen in Krankenhäusern und 540 Behandlungen allein im vertragsärztlichen Bereich im Promillebreich liege. „Ärzte machen Fehler, wir sind aber keine Pfuscher“, so Crusius.

Die Ärzteschaft arbeite gezielt daran, die Qualität der medizinischen Versorgung kontinuierlich zu verbessern, sagte Professor Dr. Walter Schaffartzik, Vorsitzender der Schlichtungsstelle der norddeutschen Schlichtungsstellen. Dies geschehe oft unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit. „Wir haben beispielsweise Qualitätsindikatoren etabliert, wir arbeiten mit Checklisten der Weltgesundheitsorganisation und wir nutzen Datenbanken zur Fehlerprävention.“

Neben anderen befassen sich auch die Krankenkassen mit Behandlungsfehlern. Vor einem Monat teilte der Medizinische Dienst (MDK) mit, dass seine Experten im vergangenen Jahr knapp 4000 Fehler bestätigten. Die MDK-Gutachter erstellten 12.500 Expertisen zu vermuteten Behandlungsfehlern.

Die Dunkelziffer gilt als hoch. Niemand weiß, wie viele Fälle direkt bei Gerichten und Versicherungen landen. Es gebe schätzungsweise 40.000 Verdachtsfälle im Jahr, sagte Crusius. Schätzungsweise 8000 Mal werde nachgewiesen, dass ein Fehler Ursache eines Schadens ist.

Das Patientenrechtegesetz der schwarz-gelben Koalition, das vor rund vier Monaten in Kraft trat, stärkt Fehlermeldesysteme in Kliniken. Rufe nach einem bundesweiten Behandlungsfehlerregister blieben bisher ungehört.

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