Schmerzhafter Biss

Bremsen: Was hilft gegen die fiesen Blutsauger?

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Stuttgart -

Sie sind zurück – und sie meinen es ernst: Bremsen, die fliegenden Plagegeister des Sommers, starten wieder ihre Angriffe. Wer im Grünen oder am Wasser unterwegs ist, kennt das Szenario: Ein scharfer Schmerz, ein erschrockenes Aufschreien – und schon saugt die Bremse das erste Blut aus Wade oder Arm. Doch warum sind die Insekten gerade jetzt so aktiv, was hilft wirklich gegen den Juckreiz und wie unterscheiden sie sich eigentlich von Mücken?

In den meisten Fällen ist ein Bremsenbiss harmlos – aber er ist schmerzhaft. Die Haut rötet sich, schwillt an und juckt stark. Gefährlich wird es erst, wenn sich die Wunde entzündet oder eine allergische Reaktion auftritt. Dann drohen Fieber oder Schwellungen, bei denen der Arzt hinzugezogen werden sollte. Auch bei Symptomen wie Atemnot, Schüttelfrost und Hitzewallungen ist ärztlicher Rat erforderlich.

Die wichtigste Regel: Nicht kratzen, auch wenn es juckt! Denn das erhöht das Infektionsrisiko, weil Keime oder Schmutz in die Wunde gelangen können. Auch Kühlen ist nicht unbedingt ratsam, da sich der Biss einer Bremse mit Hitze besser behandeln lässt. Ein Tipp: Die Insekten injizieren ein Protein unter die Haut, das ab einer Temperatur von 40 Grad Celsius zerfällt. Hier hilft etwa ein Teelöffel, der in heißem Wasser erwärmt wurde und auf die Stelle gedrückt wird. Auch ein warmer Waschlappen kann ausreichen.

Gängige Hausmittel wie Aloe Vera, Kokosöl und Zwiebel sind meist unbedenklich. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass Aloe Vera bei empfindlicher Haut reizen kann, Kokosöl Allergien auslösen und Zwiebel besonders bei offenen Wunden brennen oder reizen kann. Vor der Anwendung testen und die Haut danach reinigen.

Warum tut das so weh?

Der Begriff Bremsenstich führt auf die falsche Spur, denn Bremsen stechen nicht, sie beißen regelrecht zu, reißen die Haut mit ihren scharfen Mundwerkzeugen auf und saugen das Blut. Dabei geben sie Speichel ab, der die Gerinnung hemmen soll – und genau dieser Mix löst Schmerz, Schwellung und Juckreiz aus. Das ist auch der wesentliche Unterschied zum Mückenstich: Mücken sind eher leise Diebe, Bremsen dagegen brutale Räuber.

Was lockt Bremsen an?

Bewegung, Wärme, Schweiß und dunkle Kleidung sind für Bremsen unwiderstehlich. Wer draußen schwitzt, Sport macht oder schwimmt, ist besonders attraktiv für die Beißer. Morgens und nach dem Sport duschen, das kann schon helfen.

Bremsen lieben feuchte, warme Gegenden – also Moore, Seen, Flussufer und Wälder. Besonders aktiv sind sie an windstillen, sonnigen Tagen im Sommer. Wer also zum Baden an den See oder zum Wandern ins Grüne will, sollte sich auf mögliche Angriffe gefasst machen. In ländlichen Gebieten trifft man sie häufiger als in der Stadt.

Und was kann ich gegen Bremsen tun?

Wirkstoffe wie DEET (N,N-Diethyl-meta-toluamid) oder Icaridin können Bremsen fernhalten; die Wirkdauer hängt hierbei von der Wirkstoffkonzentration ab: Die Schutzdauer hängt von der Konzentration ab: DEET schützt bei 20 Prozent 1–3 Stunden, bei 30 Prozent bis 6 Stunden und bei 50 Prozent bis zu 12 Stunden. Icaridin wirkt bei 10 Prozent bis zu 4 Stunden, bei 20 Prozent bis zu 8 Stunden und bei 30 Prozent bis zu 10 Stunden.

Auch helle, lange Kleidung bietet Schutz. In Gruppen ist man zudem weniger gefährdet, denn Bremsen suchen sich meist einzelne Opfer. Und: Wind ist der natürliche Feind der Bremse – ein kleiner Ventilator kann Wunder wirken.

Während viele Insektenarten wie Wildbienen oder Schmetterlinge unter dem Insektensterben leiden, zeigen sich Bremsen erstaunlich robust. Ihre Bestände schwanken zwar von Ort zu Ort, doch insgesamt halten sie sich wacker – vor allem dort, wo Feuchtgebiete und Sümpfe zu finden sind. Besonders wohl fühlen sie sich auf intensiv genutzten Wiesen und Weiden.

Haben Bremsen eine Funktion in der Natur?

So lästig sie für uns sind – Bremsen haben durchaus ihren Platz im Ökosystem. Die Männchen etwa ernähren sich von Nektar und tragen zur Bestäubung bei. Und auch die Weibchen, die Blut saugen, dienen vielen Tieren als Nahrung – etwa Vögeln, Libellen oder Fröschen. Ihre Larven leben im Boden oder Wasser und zersetzen organisches Material.

Bremsen sind echte Sonnenanbeter und jagen tagsüber, weil sie ihre Beute mit ihren scharfen Augen sehen und auf Bewegung reagieren. Mücken hingegen sind dämmerungs- und nachtaktiv – sie verlassen sich vor allem auf Geruchssinn und Wärmewahrnehmung. Deshalb summt es bei Mücken erst am Abend, während Bremsen schon beim Mittagsschwimmen zuschlagen.

Welche Tiere werden besonders oft von Bremsen gestochen?

Bremsen lieben große, warme Körper – Rinder, Pferde und andere Weidetiere stehen ganz oben auf ihrem Speiseplan. Ihr Schweißgeruch, ihre Körperwärme und die oft dunkle Fellfarbe wirken wie ein Magnet. Auch Hunde und Wildtiere bleiben nicht verschont. Besonders hart trifft es Tiere auf offenen Flächen ohne Wind – also genau dort, wo Bremsen ihre Runden drehen.

Für Nutztiere kann das zur echten Belastung werden. Deshalb werden auf Pferdeweiden oft Bremsenfallen aufgestellt. Doch Studien zeigen: Weniger als 4 Prozent der gefangenen Insekten sind tatsächlich Bremsen, der Rest sind oft geschützte oder seltene Arten.

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