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Leitbild Saftladen

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Berlin -

Der eine verordnet, der andere gibt ab: Dieser einfache Grundsatz wird aktuell mal wieder hinterfragt. Könnte Teil der Leitbild-Debatte werden, die in dieser Woche im Internet starten sollte. Hier der Aktivierungscode für den Wochenrückblick: A-D-H-O-C.

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat zuletzt erneut beteuert, dass die „seit Jahrhunderten bewährte Friedensgrenze“ zu den Ärzten mit dem Medikationsmanagement nicht überschritten werde. Auch im Lager der Mediziner ist es – kleinere Ausfälle unberücksichtigt – sehr ruhig. Nur die grüne NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens findet, dass das Dispensierrecht ein Thema ist oder werden könnte oder so.

Solcher Debatten vorerst enthoben ist Ex-Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Der will in Boston-Marathon laufen und hat vorübergehend einen neuen Job: Der ehemalige FDP-Abgeordnete berät in den kommenden Monaten die Amerikaner in Sachen Gesundheitsreform – AmiNOG statt Obamacare. Spannend wird, welche Ideen Bahr aus den USA mitbringt und was er – zurück in Deutschland – daraus macht.

Hierzulande kümmern sich die Pharmazeuten derweil um Grundsätzliches: Die sogenannte Basis soll mitstricken dürfen am sogenannten Leitbild. Und wo wäre eine Debatte breiter anzulegen als im Internet? Doch selbst das Worldwideweb ist von Kammerbezirkzäunchen durchzogen. Angesichts des Aufwands, mit dem die Plattform errichtet wurde, hätte man diese datenschutzrechtlichen Bedenken durch eine Selbsterklärung vielleicht noch zerstreuen sollen.

Dass in der zersplittertern und dadurch ohnehin schleppenden Debatte auch noch Einträge aufgrund einer technischen Panne gelöscht wurden, war weder der ABDA noch Cyrano zu gönnen. Frustrierte Apotheker haben aus Protest gleich eine eigene und bundesweite Plattform eröffnet – Remmidemmi ist da aber auch nicht.

Und während die Apotheker sich ein Leitbild geben, werden sie immer weniger: Die Apothekenzahl sinkt jedes Jahr, heute gibt es fast 1000 Apotheken weniger als vor fünf Jahren. Dass die Regierung laut Jens Spahn (CDU) die Apotheken erstmal „in Ruhe lassen“ will, ist daher nur ein begrenzt gutes Signal.

Eine Honorarerhöhung der besonderen Art will eine Gruppe von Steuerberatern um Dr. Bernhard Bellinger für die Apotheker erstreiten. In Berlin steht ein Musterprozess zum Kassenabschlag 2009 an. Endlich sollen die Kassen einmal für einen Formfehler bluten. Ob die Sache durchgeht, ist ungewiss, aber vielen Apothekern dürfte die Aktion mit hunderten von Klageschriften zumindest ein Lächeln abgerungen haben.

Eher zum Schmunzeln fanden die Apotheker die Fortbildungsmaßnahmen des Saftherstellers Rabenhorst. Nach Approbation und Präqualifizierung sollen sie jetzt auch noch zu Saft-Experten ausgebildet werden. Ein Vorschlag: Spätestens im Jahr 2030 sollte jeder Pharmazeut wissen, dass die Radioaktivität des Preiselbeersaftes kleiner als 20 Bequerel pro Kilogramm ist.

Steuern zahlen nervt jeden. Als mulitnationaler Konzern gibt es gewisse Gestaltungsmöglichkeiten gegen den Frust. Phoenix verlegt den Sitz der Komplementärgesellschaft von Mannheim nach Vaduz.

Sein Geld statt in Liechtenstein im Apothekensafe liegen zu lassen, ist aber auch nicht immer eine gute Idee. Denn ein als Vertretungsapotheker auftretender Dieb macht wieder die Runde. Im Bewerbungsgespräch unbedingt das Hobby Online-Poker unverfänglich ansprechen.

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