Apobank-Dividende

„Wir können und wollen, aber wir müssen auch dürfen“

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Berlin -

Die Banken sollen in der Corona-Krise das Kreditgeschäft keinesfalls vernachlässigen. Die Europäische Zentralbank (EZB) empfiehlt daher dringend, von Dividenden oder Aktienrückkäufen abzusehen. Die Apobank würde aber gerne an ihrer geplanten Ausschüttung festhalten und befindet sich noch in Gesprächen mit der Aufsicht.

Bereits im März veröffentlichte die EZB die Empfehlung, dass Banken während der Covid-19-Pandemie keine Dividenden ausschütten oder Aktien zurückkaufen sollen. Die Empfehlung bezog sich auf Dividenden für 2019 und 2020 und galt zunächst bis Anfang Oktober. Doch diesen „Dividendenstopp“ hat die EZB jetzt verlängert – bis mindestens zum Jahreswechsel. Der Verzicht auf Dividenden und Aktienrückkäufe soll die Fähigkeit der Banken unterstützen, Verluste zu absorbieren und Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben.

Das bringt die Apobank in Zugzwang: Die Vertreterversammlung hatte am 6. Mai eine Absenkung der Dividende beschlossen. Statt wie in den vergangenen Jahren üblich 4 Prozent, sollen nur 2 Prozent an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Man habe sich im Vorfeld intensiv mit der Empfehlung der EZB auseinandergesetzt, hieß es aus Düsseldorf. „Der Vorstand hat diese Empfehlung mit den Gremien der Bank als auch der Bankenaufsicht und dem Wirtschaftsprüfer intensiv erörtert.“ Die Dividende soll frühestens zum 1. Oktober ausgeschüttet werden, „es sei denn, die Auszahlung ist zu diesem Zeitpunkt aus Sicht des Vorstands wirtschaftlich oder aus sonstigen Gründen (z. B. aufsichtsrechtliche Vorgaben) nicht vertretbar oder zulässig“.

An diesen Plänen hat sich einer Apobank-Sprecherin zufolge bislang nichts geändert. „Wir können und wollen eine Dividende ausschütten, aber wir müssen auch dürfen“, sagte sie gegenüber APOTHEKE ADHOC. Doch natürlich wird das die Bank mit den Aufsichtsbehörden abstimmen. Die Gespräche laufen noch.

Zumindest die anderen Genossenschaftsbanken kann die Apobank in dieser Frage hinter sich wissen: „Aus unserer Sicht ist die Vorgabe der EZB zu undifferenziert, da sie de facto allen Banken unabhängig von ihrer Ertrags- und Eigenkapitalsituation verbieten möchte, Dividenden zu zahlen oder eigene Aktien zurückzukaufen“, sagte der Vorstand des Bundesverbands deutscher Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), Gerhard Hofmann, dem Handelsblatt. Der BVR halte „einen solchen generellen Eingriff“ in den Markt „auch wegen der fehlenden Rechtsgrundlage“ für zu weitgehend.

Andrea Enria, Chef der EZB-Bankenaufsicht hielt im Beitrag dagegen: „Wir haben die rechtliche Grundlage, um verpflichtende Anforderungen an eine Bank bezüglich der Dividende zu stellen, und wir werden nicht zögern, sie anzuwenden, wenn Banken unserer Empfehlung nicht folgen.“

Der Bundesverband Deutscher Banken äußerte laut Handelblatt dagegen ebenfalls Kritik an der Empfehlung: „Ein generelles Ausschüttungsverbot für alle Banken ist aus unserer Sicht nicht sinnvoll. Die EZB hat alle erforderlichen Informationen, um einzelne Banken zu einem Ausschüttungsverzicht aufzufordern“, sagte der Hauptgeschäftsführer Christian Ossig laut Bericht. Mit einer pauschalen Verlängerung und der möglichen Ausweitung in das Jahr 2021 würden Investoren „unnötig verunsichert“. Das erschwere und verteuere die Refinanzierung der Banken.

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