Wettbewerbshüter haben Bedenken

Phoenix: Platzt der Megadeal?

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Berlin -

Phoenix will große Teile des ehemaligen Celesio-Geschäfts kaufen. Doch in Frankreich haben die Wettbewerbshüter Bedenken angemeldet. CEO Sven Seidel will sich derzeit nicht vorstellen, dass der Milliardendeal noch platzen könnte. Derweil gibt es auch Gerüchte über Veränderungen bei Alliance Healthcare.

Vor knapp einem Jahr kündigte Phoenix die Übernahme eines Großteils des Europageschäfts von McKesson an. Der US-Konzern hatte den Stuttgarter Pharmahändler Celesio 2013 übernommen und in den folgenden Jahren lernen müssen, dass die europäischen Länder ganz anders funktionieren als der Heimatmarkt. Mit dem Verkauf der Aktitiväten wurde der Rückzug eingeleitet. Faktisch würde sich Phoenix den Markt aus paneuropäischer Perspektive nur noch mit Alliance Healthcare teilen.

Für Phoenix ist der Deal laut Seidel daher eine strategische Weichenstellung. Zwar ist der Konzern bereits in 26 Ländern aktiv, doch die McKesson-Einheiten seien „fehlende Puzzlestücke“ und führten zu einem noch ausbalancierten Länderportfolio – neu sind etwa Belgien, Irland, Portugal und Slowenien. Aber auch in den Niederlanden, Italien und Frankreich könnte Phoenix die eigene Position deutlich ausbauen. Laut Seidel kann sich der Konzern durch die Übernahme robuster für die Zukunft aufstellen, und natürlich rechne man auch mit Skalen- und Verbundeffekten.

Fast 40 Prozent Marktanteil

Doch noch ist der Deal nicht durch. Für alle Märkte liegt die Freigabe ohne jegliche Auflagen vor – bis auf Frankreich. Hier hat Phoenix seit der Übernahme der ehemaligen Genossenschaft Cerp Lorraine nur eine untergeordnete Bedeutung, der Marktanteil wird auf rund 8 Prozent geschätzt. Celesio hatte sich dagegen schon in den 1990er-Jahren den Branchenprimus OCP geschnappt, der mit mehr als 30 Prozent deutlich vor anderen Playern wie Alliance Healthcare oder Genossenschaften wie Cerp Rouen (Astera) liegt.

Angesichts einer solchen Marktmacht haben die Wettbewerbshüter eine eingehende Prüfung gestartet. Die EU-Kommission hat die Sache vor Kurzem an die nationale Behörde abgegeben. Nach Informationen aus Frankreich ist aber womöglich gar nicht das Großhandelsgeschäft das Problem. Denn selbst in einzelnen Regionen, wo Phoenix und OCP zusammen auf 70 Prozent kommen, soll es durchweg drei Wettbewerber geben. Vielmehr soll sich die Behörde wohl nach den Apothekenkooperationen erkundigt haben, die beide Großhändler betreiben.

Weil der Deal mit McKesson laut Seidel aber eine „gesamthafte Transaktion“ ist, ruht die Sache. „Wir arbeiten eng mit den Behörden zusammen und sind zuversichtlich, dass wir einen erfolgreichen Abschluss hinbekommen“, so Seidel. Auf die Frage, wie er mit seiner Absage umgehen würde, will er sich nicht einlassen. Man arbeite an Szenarien, gehe aber von einer Freigabe noch in diesem Jahr aus.

Wie wichtig die Übernahme für Phoenix ist, zeigt sich daran, dass man in Mannheim angeblich sogar bereit war, ein Filetstück zu opfern: Nach unbestätigten Gerüchten hatte der Konzern einen Verkaufsprozess für seine Aktivitäten in Norwegen eingeleitet, um den Kaufpreis von 1,5 Milliarden Euro aus eigener Kraft stemmen können. Am Ende war den Interessenten wohl aber der aufgerufene Betrag zu hoch. Phoenix will die Sache nicht kommentieren.

Alliance vor Verkauf?

Auch in anderen Bereichen könnte der Markt in Bewegung geraten. Parallel zur Übernahme von Celesio durch McKesson leitete Unternehmensgründer Stefano Pessina eine transatlantische Fusion zwischen Alliance Boots und der US-Apothekenkette Walgreens in die Wege, die im Dezember 2014 zur Gründung von Walgreens Boots Alliance (WBA) führte. Im vergangenen Jahr übertrug WBA die Großhandelsaktivitäten an ABC – ausgenommen von dieser Transaktion waren jedoch der deutsche Großhandelsbereich und die Beteiligungen in China und Italien.

Nachdem sich Pessina vor zwei Jahren von der Spitze zurückgezogen hatte, ist der mittlerweile 80-Jährige noch Executive Chairman und President of the Board of Directors von WBA und, wie der Konzern ausrichten lässt, weiter stark in strategische Entscheidungen eingebunden. Das Management in den USA hat allerdings das Interesse an Europa verloren, sodass nun angeblich ein Verkauf in einzelnen Teilen bevorstehen könnte. Sollte dies so kommen, könnten Märkte wie Tschechien, Frankreich, Litauen, Niederlande, Rumänien, Spanien, Türkei und Großbritannien aufgewirbelt werden. Bei Boots etwa hat der Verkaufsprozess bereits begonnen. Das italienische Geschäft steht laut Konzern definitiv nicht zum Verkauf.

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