Blutegel

Parasiten aus der Apotheke

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Meist liefern Großhändler und Logistiker Faltschachteln, manchmal aber auch lebende Tiere an die Apotheken: Neben Fliegenlarven können Ärzte, Heilpraktiker und Patienten auch Blutegel in der Apotheke bestellen. Schätzungen zufolge werden in Deutschland jährlich bis zu 200.000 Egel für die Humanmedizin benötigt, etwa bei Transplantationen oder Rheuma. Hinzu kommen etwa ebenso viele Tiere für die Behandlung von Tieren. Seit der 14. AMG-Novelle sind Blutsauger Fertigarzneimittel. Damit sind die Anforderungen seit 2005 erheblich gestiegen.

Die Hersteller müssen sicherstellen, dass das Fütterblut weitgehend frei von Viren ist. Nach der letzten Mahlzeit müssen die Egel mindestens 32 Wochen in Quarantäne gehalten werden, bevor sie versendet werden können. Damit die Tiere zurückverfolgt werden können, schreibt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor, dass jeder Egel einer Charge zugeordnet werden muss. In Packungsbeilagen ist auf medizinische Risiken hinzuweisen. Nach der Anwendung müssen die Egel entsorgt werden. Die Hersteller mussten zudem Zulassungen beim BfArM beantragen.

In die Apotheken werden die Tiere in Glasbehältern oder Petrischalen mit Wasser oder in feuchten Fliessäckchen und in Styropor umverpackt geliefert. Fütterungen sind nicht nötig - bis zu zwei Jahre zehren Egel von der letzten Mahlzeit. Allerdings sollten die Apothekenmitarbeiter die Tiere bei Bedarf anfeuchten. Etwa 24 Stunden können die Egel in der Transportpackung verbleiben, bei längerer Aufbewahrung müssen die agilen Tiere in ein Gefäß mit sauberem Wasser und frischer Luft umgesetzt werden.

In abgeschirmten naturnahen Teichen züchten die Hersteller Egel selbst oder beherbergen Importegel, die in der Türkei, Ungarn oder den Balkan-Staaten in freier Natur gesammelt wurden. Größter Anbieter ist die Biebertaler Blutegelzucht aus Hessen. Jährlich werden rund 300.000 Egel verkauft. Mit etwa 70 Prozent wird der Großteil mit den Logistikern „Go! General Overnight“ und Nightstar direkt an Heilpraktiker versendet, die übrigen werden über den Großhandel oder direkt an die Apotheken ausgeliefert.

Mitbewerber Animalpharma mit Sitz im oberfränkischen Weismain verkauft vor allem Wildegel. BioRepro aus Potsdam forscht seit 2008 an der Züchtung von Egeln unter Laborbedingungen, die Schwesterfirma, Futura-Egel-Zucht, hat sich auf den Vertrieb ins Ausland spezialisiert.

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