Großhandel

Phoenix: Keine Angst vor AEP

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Berlin -

Noch nicht einmal gestartet, sorgt der neue Großhändler „AEP direkt“ für

Schlagzeilen. „Neuer Rivale im schwierigen Pharmahandel“ titelt heute

das Handelsblatt und rechnet vor, welche Effizienzreserven im deutschen

Pharmagroßhandel noch zu heben sind. In der Branche selbst gibt man sich

unbeeindruckt: Der neue Ansatz sei „so überflüssig wie ein Kropf“,

heißt es etwa bei Phoenix. Der Marktführer sieht keinen Bedarf und

keinen Raum für einen neuen Anbieter – und räumt dem Konzept auf Dauer

keine Chancen ein.

Im Großhandel gebe es bereits „gewaltige Überkapazitäten von 25 bis 30 Prozent“, sagt Phoenix-Chef Reimund Pohl. 13 Unternehmen sorgten für Wettbewerb am Markt, da brauche es keinen neuen Anbieter. Pohl sieht auch nicht, dass die Apotheken von der Kappung auf eine Lieferung pro Tag profitieren könnten: „Ich bin seit 30 Jahren im Pharmagroßhandel. Ich habe bislang nicht den Eindruck bekommen, dass es dafür eine Nachfrage gibt.“

„Wenn die deutsche Apotheke darauf gewartet hätte, nur noch einmal am Tag beliefert zu werden, dann hätten wir in den vergangenen Jahrzehnten alles falsch gemacht“, so Pohl. „Dann wäre unsere Branche überdimensioniert und dann müssten wir unser ganzes Konzept neu aufrollen und uns alle verändern.“ Denn im Grundsatz gelte die einfache Regel: „Der Markt bekommt, was er haben will.“

Dass es im Ausland andere Modelle gebe, sei oft auch anderen Rahmenbedingungen geschuldet. Der Phoenix-Chef glaubt nicht, dass die deutschen Apotheken bereit für Abstriche seien. Demgegenüber könne der neue Anbieter mit einem einzigen Zentrallager nicht mit der bestehenden Servicequalität mithalten: „Wir haben im Durchschnitt drei bis vier Lieferungen pro Tag, in Städten sogar mehr“, so Pohl.

Auch auf der Konditionenseite gebe es keine Kunden zu holen: „Wir haben derzeit viel zu hohe Rabatte, die kann keiner toppen.“ Dass kleinere Apotheken mit schlechteren Konditionen zum neuen Anbieter überlaufen könnten, erwartet Pohl auch nicht: „Das Rabattgefälle ist nicht so groß, denn die Konditionen sind quer durch die Republik sehr transparent.“

Zudem sei das Geschäft sehr kapitalintensiv und erfordere ein gewisses „Stehvermögen“. Hier räumt Pohl allerdings ein, dass – anders als zuvor Gesine – AEP mit der Österreichischen Post im Rücken auch eine längere Durststrecke überleben könnte. Auf Dauer sieht er aber keine Chance für das Konzept: „Das Ganze ist mit Sicherheit kein Schreckgespenst. Ich kenne jedenfalls keinen Großhändler, der bislang ins Zittern gekommen wäre.“

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