Selbstmedikation

Läusemittel: Eine Frage von Minuten

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Berlin -

Mit dem Alleinstellungsmerkmal, das einzige Läusemittel zu sein, das Nissen und Läuse schon nach einer einzigen zehnminütigen Anwendung abtötet, hat Hennig mit Licener seit der Einführung vor drei Jahren auf Rang 3 geschafft. Genau diesen Innovationsvorsprung will Marktführer Pohl-Boskamp jetzt mit dem Launch von Nyda Express einholen.

Im Oktober 2013 hatte Hennig Licener eingeführt und damit für Unruhe im Markt gesorgt. Denn das Arzneimittel wirkt laut Hersteller schon nach zehn Minuten – eine kleine Sensation. Aus dem Stand zog Licener an Goldgeist (Eduard Gerlach) und InfectoPedicul (Infectopharm) vorbei. Wepa reagierte prompt und brachte im Juni 2014 mit „Mosquito med Läuseshampoo 10“ ein Nachfolgeprodukt zu seinem 1995 eingeführten Klassiker auf den Markt, das ebenfalls innerhalb von zehn Minuten wirkt. Für den Produktvorteil opferte Wepa sogar die Erstattungsfähigkeit.

In den ersten sieben Monaten kommt Licener auf einen Marktanteil von 10 Prozent, bezogen auf den Gesamtmarkt von 10,6 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AvP). Mosquito hat seine Position auf 23 Prozent ausgebaut. Pohl-Boskamp konnte bislang seinen Spitzenplatz verteidigen und liegt mit einem Marktanteil von 35 Prozent mit Abstand vor der Konkurrenz. Um den Vorsprung nicht zu riskieren, hat man in Hohenlockstedt ein neues Produkt lanciert – und damit zum Befreiungsschlag ausgeholt.

Wie das 2006 eingeführte Original ist auch Nyda Express ein Medizinprodukt, das seine Wirkung auf physikalischem Weg entfaltet: Die enthaltenen Dimeticone dringen in das Atemsystem der Parasiten ein und verschließen es so. Die Folge: Läuse und Nissen sterben ab.

Die Rezeptur ist geheim; Pohl-Boskamp hat mit Studien nachgewiesen, dass für die Wirkung eine zehnminütige Anwendung ausreicht. Dass nicht einfach das alte Produkt ersetzt wurde, hängt mit der Erstattungsfähigkeit zusammen. Der Aufwand, das überarbeitete Produkt im Leistungskatalog zu behalten, wäre zu groß gewesen.

Das neue Produkt kommt in der Abpackung à 50 ml mit Gratis-Nissekamm daher und kostet genauso viel wie der Klassiker. Zusätzlich gibt es Nyda plus in der Variante à 100 ml ohne Duftstoffe mit Kammapplikator.

Bei Hennig gibt man sich trotz der zu erwartenden Apothekenoffensive durch Pohl-Boskamp entspannt: Nur Licener verlange keine zweite Anwendung, so das Argument, das nicht unumstritten ist. Der Hennig-Außendienst verweist in den Apotheken außerdem regelmäßig auf die Entflammbarkeit des Konkurrenzprodukts. Eine Gefahr, vor der auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereits gewarnt hat.

Der Läusemittelmarkt ist klar aufgeteilt: Hinter Nyda folgen Mosquito und Licener, die beide Marktanteile gewinnen konnten. Verloren haben in den vergangenen Jahren Infectopedicul mit einem aktuellen Marktanteil von 9 Prozent, Goldgeist mit 5 Prozent und Linicin (Meda) mit 3 Prozent.

Fast halbiert haben sich seit 2014 die Marktanteile von Jacutin Pedicul (Almirall, 5 Prozent) und Etopril (Dr. Wolff, 2 Prozent). Ebenfalls auf 2 Prozent kommt Dimet von der Infectopharm-Tochter Paedia. Ratiopharm dagegen hat sein Produkt Läuse Stopp im März aus dem aktiven Handel genommen.

Erstattungsfähig sind neben Nyda die Etopril-Lösung, Paranix von Chefaro und Dimet. Wepa arbeitet unter Hochdruck daran, mit „Mosquito med Läuseshampoo 10“ wieder auf die Ausnahmeliste zu kommen. Erst nach Abschluss der entsprechenden Studie kann ein entsprechender Antrag beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eingereicht werden. Jacutin Pedicul wurde im vergangenen Jahr durch ein Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) von der Ausnahmeliste gestrichen.

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