Im Streit um die Zukunft des Stuttgarter Pharmahändlers Celesio haben Kleinaktionäre Aufsichtsratschef Professor Dr. Jürgen Kluge scharf angegriffen. Mehrere Anteilseigner warfen dem Chef von Großaktionär Haniel bei der Hauptversammlung in Stuttgart vor, seine öffentliche Kritik am scheidenden Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle habe dem Unternehmen und der Entwicklung des Aktienkurses schwer geschadet.
Aktionärsschützer drohten mit der Verweigerung der Entlastung für das Geschäftsjahr 2010 und forderten Kluge zum Rücktritt auf. Kluge habe gegen Aktienrecht verstoßen, indem er sich in die Unternehmensführung eingemischt habe. Außerdem habe er Celesio in der Öffentlichkeit wie Sauerbier angeboten und die Strategie des Konzerns kritisiert, obwohl er sie selbst mittrage. Mit der Erklärung, dass der Großaktionär derzei keine Akquisitionen unterstütze, habe er Celesio geschadet.
Kluge habe Porzellan zerschlagen und dem Konzern massiv geschädigt, so die Kritik. Oesterle sei zudem ohne die Angabe von Gründen rausgeschmissen worden. Dass die Aktionäre lieber auf Kluge als auf Oesterle verzichten wollen, wurde ebenfalls deutlich.
Zwischen dem Vorstand des Pharmahändlers und dem Mehrheitsaktionär Haniel tobt seit längerem ein Streit über die Strategie des Stuttgarter Unternehmens. Celesio-Aufsichtsratschef Kluge hatte zuletzt in einem Interview Ende April den Kurs des Vorstandes um Oesterle kritisiert. Die Celesio-Vorstände waren daraufhin in die Offensive gegangen und hatten sich in einem Brief über ihren obersten Aufseher beschwert, der in die Öffentlichkeit gelangt war.
Kluge versuchte auf der Hauptversammlung, den Attacken der Aktionäre auszuweichen: Er habe sich in dem Interview in seiner Funktion als Haniel-Chef geäußert, der Börsenkurs sei nicht aufgrund der Medienberichte gefallen. Kluge bedauerte das Bekanntwerden des Vorstandsbriefs, es habe aber Aussprachen mit dem Vorstand gegeben.
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