Pharmaunternehmen

Glyphosat-Prozesse: Bayer-Chef verteidigt Monsanto-Übernahme

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Berlin -

Bayer-Chef Werner Baumann verteidigt den milliardenschweren Kauf des US-Saatgutkonzerns Monsanto nach einer
weiteren Gerichtsschlappe gegen die wachsende Kritik von Aktionären. „Der Monsanto-Kauf war und ist eine gute Idee“, sagte der Chef des Pharma- und Agrarchemieunternehmens der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Erst in der abgelaufenen Woche hatte ein Rückschlag in einem wegweisenden Prozess um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup den Druck auf den Manager steigen lassen.

Eine Jury in San Francisco befand, dass das Produkt ein wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebserkrankung des
70-jährigen Klägers Edwin Hardeman gewesen sei. Damit geht der Prozess nun mit derselben Jury in eine zweite Phase, in der die Haftungsfragen geklärt werden sollen. Dabei geht es auch darum, ob Monsanto über Risiken hinwegtäuschte und wie hoch der mögliche Schadenersatz ausfallen könnte.

Die Zweifel an dem größten Auslandszukauf eines deutschen Unternehmens wuchsen dadurch noch weiter. Anleger fürchten schwer kalkulierbarer Milliardenrisiken durch mögliche Schadenersatz- und Vergleichszahlungen. Der Aktienkurs von Bayer, der sich gerade erst ein wenig berappelt hatte, ging wieder auf Talfahrt: Minus 12,5 Prozent stehen in der vergangenen Woche zu Buche. Aktuell dümpelt der Kurs um die 60 Euro herum.

Vor einem Millionenurteil einer Geschworenenjury im ersten großen Glyphosat-Prozess im vergangenen August waren es noch mehr als 90 Euro gewesen. Die Klagewelle in den USA war infolge des Urteils so richtig ins Rollen gekommen. Bis Ende Januar wurden Monsanto in den USA glyphosatbezogene Klagen von etwa 11.200 Klägern zugestellt. Bayer weist die Vorwürfe eines Krebsrisikos von Monsantos Unkrautvernichtern zurück und beruft sich dabei auf zahlreiche Studien.

Baumann hält die Kursverluste infolge der Gerichtsschlappen derweil für überzogen. „Die Abschläge an der Börse sind stark
übertrieben“, sagt er der FAS. „Wenn es darum geht, Unsicherheiten zu bewerten, neigt die Börse zu Übertreibungen.“ Die
Wachstumsperspektiven und die Ertragskraft von Bayer hält Baumann für nicht ausreichend eingepreist. Den Ärger der Aktionäre verstehe er aber.

Beschwichtigen dürfte das die Anleger kaum. Auf der Hauptversammlung Ende April wird sich der Bayer-Manager harscher Kritik stellen müssen. So bezeichnete Christian Strenger, Gründungsmitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, den Monsanto-Kauf jüngst in einem dem Manager Magazin vorliegenden Brief als „den größten und schnellsten
Wertvernichter der Dax-Geschichte“. Strenger fordert demnach, Baumann und seinen Vorstandskollegen die Entlastung zu verweigern.

Vergangene Woche waren Gerüchte bekannt geworden, wonach Bayer erwägt, seine Tiergesundheitssparte zu verkaufen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete das unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Der Vekrauf könne den Leverkusenern bis zu acht Milliarden Euro einbringen. Demzufolge sind die Private-Equity-Häuser KKR, CVC, Advent, Blackstone, EQT und Permira potenziell an der Sparte interessiert. Auch Branchennachbarn könnten Gebote abgeben. Bayer sei dabei, die Finanzdaten der Sparte für einen möglichen Verkauf aufzubereiten.

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