Pharmahandelskonzerne

FTD: Haniel denkt ohne Celesio

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Berlin -

Der Haniel-Clan bereitet möglicherweise heimlich und am eigenen

Management vorbei den Ausstieg bei Celesio vor. Wie die Financial Times

Deutschland (FTD) berichtet, streckt Celesio-Chef Markus Pinger derzeit

die Fühler nach möglichen Ersatzinvestoren für den Großaktionär aus.

Mindestens in einem Gespräch mit einer Investmentbank soll sich Pinger

erkundigt haben, ob es Investoren gibt, die im Notfall Haniels rund

55-prozentiges Aktienpaket übernehmen würden.

Der Vorstoß von Pinger sei das Ergebnis der schlechten Entwicklung bei Beteiligungen wie Metro in den vergangenen Jahren und der schwachen Finanzlage Haniels mit hohen Schulden, heißt es in dem Bericht.

Haniel selbst weist die Schilderungen energisch zurück: „Herr Pinger lotet nicht aus, ob und welcher Großaktionär an die Stelle Haniels treten könnte.“ Celesio will sich nicht äußern. Brisanz gewinnt die Nachricht aber nicht nur dadurch, dass ein möglicher Investor, der das komplette Paket übernehmen wollte, auch allen anderen Aktionären ein Angebot machen müsste. Vielmehr illustrieren die Vorgänge laut FTD ein gewisses Machtvakuum bei Haniel: Denn eigentlich gehört es nicht zu den Aufgaben eines Konzernchefs, sich nach einem neuen Großaktionär umzusehen.

Wenn Haniel wirklich einen Käufer suchte, müsste das Management des Mischkonzerns selbst aktiv werden. Doch Haniel-Chef Stephan Gemkow hat gerade erst seinen Posten angetreten und seinen Vorgänger Professor Dr. Jürgen Kluge noch nicht einmal im Celesio-Aufsichtsrat abgelöst.

Gemkow ließ gegenüber der FTD mitteilen, dass Haniel keine Absichten habe, seinen Celesio-Anteil an einen Großaktionär zu veräußern. Allerdings soll Gemkow auch gar nichts von Pingers Initiative gewusst haben – Familienoberhaupt Franz Markus Haniel dagegen schon.

Denkbar also, dass es im Kreis und in den Gremien der Familie bereits eine Meinung zu Celesio gibt und dass Pinger deswegen – zwei Etagen tiefer gewissermaßen – informell aktiv geworden ist. Allerdings: Auch der Clanchef streitet jegliche Planspiele in dieser Hinsicht „klar und hart“ ab. Auch Analysten zweifeln, dass sich Haniel beim derzeitigen Aktienkurs von Celesio mit Interessenten einig werden könnte.

Vor diesem Hintergrund könnten die Indiskretionen auch geeignet sein, Gemkow das Leben schon in den ersten Tagen schwer zu machen. Als „Löschmeister“ soll der ehemalige Lufthansa-Manager den rund 650 Gesellschaftern zuletzt abgetrotzt haben, dass es 2012 keine Dividende angesichts der prekären Lage geben wird. Weil sich die über die ganze Welt verstreuten Familienmitglieder auf die regelmäßige Ausschüttung angewiesen fühlen, galt ein Verzicht in der Vergangenheit als Ding der Unmöglichkeit.

Doch Gemkow soll den Mitgliedern reinen Wein eingeschenkt haben: Alle Voraussetzungen seien erfüllt, Haniel nach 256 Jahren gegen die Wand zu fahren, zitiert die FTD den Manager aus einem Treffen mit den Gesellschaftern. Mit dem Wertverfall der Beteiligungen waren in den vergangenen Monaten Abstufungen einhergegangen, die die Finanzierung künftig schwieriger machen. Ohne die derzeitigen Niedrigzinsen drohe der Konzern stranguliert zu werden.

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