Der Medizinprodukte-Konzern Paul Hartmann kann für das vergangene Jahr positive Zahlen vorlegen: Der Umsatz kletterte um knapp 5 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, der Nettogewinn stieg sogar um 19 Prozent auf 70 Millionen Euro. Einziger Wermutstropfen: Das Geschäft mit Desinfektionsmitteln von Marken wie Sterilium, Cutasept und Baktolan war rückläufig und brachte Verluste. In Zukunft will sich Hartmann als Komplettdienstleister um die Infektionsprophylaxe in Kliniken und Praxen kümmern.
Hartmann hatte den Sterilium-Hersteller Bode 2009 von Beiersdorf übernommen - rechtzeitig, um den Nachfrageschub im Zusammenhang mit der Neuen Grippe mitzunehmen. Jetzt schlägt das Pendel zurück: Im ersten Halbjahr 2010 wurden bei den Kunden erst einmal die Bestände abgebaut, und Hartmann fehlten die Umsätze: In Deutschland ging das Geschäft um 2 Prozent auf 159 Millionen Euro zurück, im Ausland gab es ein Plus von 1 Prozent auf 179 Millionen Euro. Dennoch rutschte die Sparte ins Minus und wies einen Fehlbetrag auf Ebene des operativen Ergebnisses (EBIT) von 2,7 Millionen Euro aus.
Auch im Bereich der Inkontinenzversorgung bleibt die Lage auf dem heimischen Markt für Hartmann angespannt. Wegen des anhaltenden Preisdrucks infolge der Pauschalregelungen der Krankenkassen lagen die Umsätze der Produktserien MoliMed, MoliNea, MoliForm und MoliCare mit 163 Millionen Euro auf Vorjahresniveau; im Ausland gab es ein Plus von 9 Prozent auf 437 Millionen Euro. Das EBIT lag mit 38 Millionen Euro 16 Prozent unter Vorjahr.
Durchweg positiv entwickelt sich die Sparte Wundmanagement (Dermaplast, Cosmoplast, Cosmopor, ES, Peha, Medicomp): In Deutschland stiegen die Umsätze um 7 Prozent auf 110 Millionen Euro, im Ausland um 6 Prozent auf 332 Millionen Euro. Das EBIT stieg um 32 Prozent auf 66 Millionen Euro.
Die Drogeriemarke Kneipp, der Lohnhersteller für Watteprodukte CMC sowie der Homecare-Anbieter Noge erwirtschaften einen Umsatz von 132 Millionen Euro in Deutschland (plus 9 Prozent) und 123 Millionen Euro im Ausland (plus 3 Prozent). Die Sparte lag mit einem EBIT von 1,4 Millionen Euro wieder im Plus.
Durch Übernahmen und Systemangebote, bei denen sich Hartmann beispielsweise in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen um die Infektionsprophylaxe kümmert, will Hartmann weiter wachsen. Bereits heute beliefert der Konzern medizinische Einrichtungen mit individuell vorgefertigten OP-Sets. Denkbar sei auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Hygienebeauftragten.
Wegen der gestiegenen Rohstoffpreise soll es in Zukunft wahrscheinlich Preiserhöhungen geben. Hartmann beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter. Großaktionär von Hartmann ist mit einem Anteil von 50 Prozent die Schwenk-Gruppe des Ulmer Unternehmers Eduard Schleicher, seinerseits verwandt mit der Familie Merckle.
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