Rezeptabrechnung

Die privaten Rechenzentren

, Uhr

Mit einer Ausnahme gehören die großen Apothekenrechenzentren den Apothekern oder ihren Verbänden. Doch unter den rund 20 registrierten Apothekenrechenzentren (ARZ) gibt es auch eine Reihe privater Anbieter. Der Markt reicht von großen Unternehmen mit mehreren tausend Kunden bis zu inhabergeführten Betrieben, die mit ein paar Dutzend Apotheken abrechnen.

Marktführer unter den privaten Rechenzentren ist die Apothekenabrechnungstreuhand von Platen (AvP) mit Sitz in Düsseldorf. Nach eigenen Angaben rechnet AvP mit 3000 Apotheken ab und ist damit auf Augenhöhe mit einigen standeseigenen Rechenzentren, die allerdings allesamt nicht bundesweit tätig sind. Im Jahr 2000 wurde das von Graf von Platen im Jahr 1947 gegründete Unternehmen in eine AG umgewandelt. Heute ist AvP mit vier Regionalgesellschaften bundesweit tätig, und rechnet auch für Ärzte und - über AvP Hünxe - mit Krankenhausapotheken und anderen Leistungserbringern ab.

Einer der größten Abrechnungsdienstleister in Deutschland ist Dr. Güldener mit nach eigenen Angaben rund 45.000 Kunden aus allen Bereichen des Gesundheitswesens. Apotheken spielen in der Firmengruppe allerdings nur eine untergeordnete Rolle: Etwa 600 Apotheken rechnen Schätzungen zufolge bei Güldener ab. Das Unternehmen selbst wollte auf Nachfrage keine Angaben machen.

Das Schweriner Rechenzentrum (SARZ) betreut 240 Apotheken, fast ausschließlich in den neuen Bundesländern. Das nach der Wende gegründete Familienunternehmen wird von den Brüdern Tim, Dirk und Ralf Unthan weitergeführt. Durch eine Kooperation mit dem Softwarehaus Pharmatechnik könnte das SARZ demnächst an Bedeutung gewinnen.

Das ARZ Wünsch mit Sitz im thüringischen Suhl betreut nach eigenen Angaben 300 Apotheken und 3000 sonstige Leistungserbringer. Über externe Kurierdienste ist Wünsch bundesweit aktiv, schwerpunktmäßig aber in Thüringen. Wie das SARZ hatte Wünsch davon profitiert, dass das DVZ Suhl sein Abrechnungsgeschäft mit Apotheken im Jahr 2004 aufgegeben hatte.

Zu den Familienunternehmen zählt auch das Apothekenrechenzentrum Katharina Stein. Die Namensgeberin hatte das Rechenzentrum im damaligen West-Berlin gegründet und ihr Einzugsgebiet nach der Wende auf die gesamte Stadt und das Land Brandenburg ausgeweitet. Katharina Stein ist heute Rentnerin, ihr Sohn Thomas Stein hat das Unternehmen 1992 übernommen. Das Unternehmen kooperiert mit dem ARZ Haan und hat nach eigenen Angaben rund 100 Apotheken unter Vertrag.

Die Apotheken-Verrechnungs- und Codierstelle Dick (AVC) wurde 1959 von Apothekern gegründet. Heute führt Werner Dick in Bernkastel-Kues an der Mosel das Geschäft seiner Mutter weiter. Nach eigenen Angaben rechnet er mit 150 Apotheken und 60 sonstigen Leistungserbringern ab. Die Apothekenverrechnungsstelle Dierssen in Hagen (ADH) gibt es seit 1963. Inhaber Manfred Dierssen hat in Nordrhein-Westfalen nach eigenen Angaben ebenfalls eine dreistellige Kundenzahl. Etwas kleiner ist das Rechenzentrum Helmut Schrader Brakel (HSB). Das Unternehmen hat seinen Schwerpunkt in Ost-Westfalen, beschäftigt wie viele der kleinen privaten Anbieter eigene Fahrer und setzt auf den persönlichen Kontakt zu den Kunden.

AVC, ADH und HSB haben sich als „Die Rezeptabrechner“ zusammengeschlossen, benutzen dieselbe Software und bündeln ihre Kräfte in Verhandlungen. Der Bundesverband der privaten Rezeptabrechner wird dagegen gerade aufgelöst. Mehrere private Anbieter um Branchenprimus AvP hatten keine gemeinsame Linie gefunden.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
„Versteckte Preiserhöhung“
CGM Lauer: 15 Euro für Avoxa
„Überragende marktübergreifende Bedeutung“
BGH bestätigt Extrakontrolle für Amazon

APOTHEKE ADHOC Debatte